Kawai-Konzert: Traumhaftes Niveau eines jungen Künstlers
Grzegorz Niemczuk überzeugte beim Klavierkonzert mit Ausdruck und Nuancen.
Krefeld. Von Sommerloch war nichts zu spüren, denn das Kawai-Klavierkonzert war nahezu ausverkauft. Und diejenigen, die sich auf den Weg zum Campus Fichtenhain machten, wurden mit musikalischen Genüssen vom Feinsten belohnt.
Der junge polnische Pianist Grzegorz Niemczuk sprühte gleichermaßen vor Energie wie Freude und verlangte dem Instrument alles ab, was in der klassischen Musik üblich ist — und der Flügel spielte selbstverständlich mit.
Beethovens Thema und 15 Variationen in Es-Dur, die nachträglich den Titel „Eroica-Variationen“ erhielten, präsentiert der 26-Jährige höchst kontrastreich und fein nuanciert — von gehaucht über fröhlich unbeschwert, tänzerisch bis majestätisch pathetisch. Jede Variation erscheint wie eine andere Geschichte und damit gibt Niemczuk schon eine beeindruckende musikalische Visitenkarte ab. Dieser „frische“ Beethoven ist ein Vergnügen!
Die Vier Klavierstücke opus 119 von Johannes Brahms führen den Hörgenuss weiter, bzw. steigern ihn noch dank der Vorgaben des Komponisten. Mit seinem ausdrucksstarken Spiel in jeder Klangfülle präsentiert sich Niemczuk als ein Expressionist an den Tasten.
Dabei ist ihm auch die Freude am Musizieren in den verspielten fröhlichen Tonfolgen anzusehen. Wie ein guter Schauspieler veranschaulicht er neben seinem perfekten Klavierspiel die Stimmungen in der Musik. Bis zur letzten Faser scheint er von ihr durchdrungen und das kann die Interpretation auf ein traumhaftes Niveau bringen.
Bei der zweiten Ballade von Franz Liszt tobt er mit beeindruckender Virtuosität über die Tasten, um dann von einem Takt auf den nächsten in zarten Klängen davon zu schweben. Wie schön, dass sich diese Kontraste mehrfach wiederholen dürfen. Das Loblied auf den Pianisten des Abends hat auch noch eine vierte Strophe: Die Musik dazu lieferte die Sonate Nr. 4 in c-moll von Sergei Prokofjew.
Dann ging noch ein heimlicher Wunsch in Erfüllung, den man vom Gewinner des renommierten Chopin-Wettbewerbs in Warschau im vergangenen Jahr erhoffen durfte. Mit einem temperamentvollen, spritzigen Chopin verabschiedete sich Niemczuk von der Bühne am Campus. Ein begeisterter Applaus und Bravorufe dankten ganz besonders für diese Zugabe.