Jazzkeller: Papageitaucher in der Tiefe

Das Trio Tyft hat New Yorks Großstadt-Dschungel in den Jazzkeller gebracht.

Krefeld. Der Papageitaucher ruft knarrend in die menschenlose Weite, Geysire zischen. Island hoch im Norden - eiskalt und mit etwas über 300000 Einwohnen nur dünn besiedelt. Von dort kommt der Gitarrist Hilmar Jensson, und in seiner Musik krächzt manchmal auch noch der Papageitaucher oder zischt ein Geysir - wenn man genau hinhört.

Jensson gastierte jetzt auf Einladung des Jazzklubs mit seinem Trio Tyft im Jazzkeller, und die Heimat dieser Band ist unüberhörbar nicht Island, sondern New York. Da kreischt die U-Bahn, da hupen die Yellow Cabs in der Rush Hour um die Wette und Godzilla bedauert laut brüllend, dass er jemals auf die Idee kam, diese hektische Metropole zu überfallen.

Jensson und seine Mitstreiter Andrew D’Angelo am Altsaxophon und Jim Black an Schlagzeug und Synthesizer bescherten dem Jazzklub ein überdurchschnittlich lautes, enervierendes und dennoch packendes fünftes Festkonzert zum 30-jährigen Bestehen des Vereins. Die Musiker aus dem Großstadt-Dschungel hetzten durch ihre Free-Punk-Jazz-Noise-Collagen und ließen den Haarzellen in den Gehörgängen der Zuhörer kaum eine Regenerationspause.

Balladesk und leise wurde es nur zweimal in den über zwei Stunden Konzert. Die erste Ballade hieß bezeichnenderweise "Death of a penguin". Hier pulsierte mal kein heftiger Rockbeat zu treibenden Gitarrenriffs, hier kreischte das Altsaxophon nicht in so lang gezogenen wie schrägen Linien. Hier gaben Papageitaucher und Geysir dem langsam in der dunkelblauen Tiefe des eisigen Meeres versinkenden Pinguin ein elegisches Abschiedsständchen - und schon kreischte die nächste U-Bahn durch den New Yorker Untergrund und den Krefelder Jazzkeller.

Jim Black, einer der bekanntesten Drummer seiner Generation, prügelt aus seinem Schlagzeug sehr diffizile Rockgrooves, in denen sich Tugenden des Drum’n’bass mit denen der Fusionmusik mischen. Gitarrist Jensson macht in der Begleitung mit seiner geschickten Kombination aus Basslinie und Akkord-Patterns einen Bassisten überflüssig und lässt sein Instrument in den Soli so lärmen und jaulen, dass Godzilla an sich seine sensible Seite entdecken kann.

Saxophonist D’Angelo schließlich fräst sich unermüdlich seinen Weg durch das Lärm-Groove-Gestrüpp der Kollegen, wohl wissend, dass hinter ihm gleich wieder alles zuwächst. In der Musik von Tyft gibt es kein Zurück, nur drängendes Vorwärts. Kondition bewiesen auch die Zuhörer, die sich eine Zugabe erklatschten.