Johannes Oerding in der Kufa - Einsamer Boxer geht alle zwölf Runden
Krefeld. Das tiefe Seufzen ist kurz, aber deutlich zu vernehmen. Für das zumeist weibliche Publikum in der Kufa beginnt ein zweistündiges Konzert nett verpackter Gefühle. Spätestens wenn Johannes Oerding seine Herzschmerz-Ballade „Ich will dich nicht verlier’n“ vorstellt, schmelzen die Frauenherzen dahin.
Schon zu Beginn seines Auftritts zeigt sich der 30-jährige Wahl-Hamburger als Musiker, der seine Fans live mitreißen kann. „Tausend Menschen“ eröffnet einen Abend eingängiger Melodien mit Texten, die mal mehr, mal weniger berühren. „Frauenmusik für Männer“ nennt der in Geldern-Kapellen aufgewachsene blonde Wuschelkopf seinen Stil.
Zusammen mit seiner vierköpfigen Begleitband präsentiert Oerding mit rauem Charme und warmer Reibeisenstimme Songs seiner beiden Alben. Die Titelsongs „Erste Wahl“ und „Boxer“ entfachen lautstarke Begeisterung unter den knapp 400 Fans.
Gefühlen zwischen Einsam- und Zweisamkeit lässt Oerding auf der Bühne freien Lauf und interpretiert an der Akustikgitarre Schmachtfetzen zum Mitwippen. Angereichert wird der klanglich äußerst dezente Vortrag mit kleinen musikalischen Versatzstücken. So wechselt er mit seiner Band kurzerhand zum Marley-Reggae oder mimt einen Beatboxer zwischen Funk und Rap.
Mit zunehmender Spieldauer — wie ein Boxer über zwölf Runden — beweist Johannes Oerding echte Entertainer-Qualitäten, die ihn im seichten Fahrwasser zwischen Gwildis, Poisel und Pohlmann mitschwimmen lassen. Das augenzwinkernde „Traurig, aber wahr“ deutet nur an, wie viel Seele im sympathischen Soulbarden steckt. Die Fans feiern ihn am Ende als „Sieger der Herzen“.