Joseph Beuys — ein „Ewiggestriger“?

Hans Peter Riegel liest aus Biografie.

Krefeld. Am Sockel des stets umstrittenen Künstlers Joseph Beuys (1921—1986) wurde im vergangenen Frühjahr erneut kräftig gerüttelt — die Fronten formierten sich so rasch wie schon zu dessen Lebzeiten. Die einen waren empört über die neue Biografie von Hans Peter Riegel, die anderen wussten es schon immer: In „Beuys — Die Biographie“ wird der Künstler jedenfalls als „Ewiggestriger“ gezeichnet, der Kontakte zu Alt-Nazis gepflegt habe und nie von der völkischen Grundstimmung seiner Jugendjahre abgekehrt sei.

Der Kunstverein hat Riegel eingeladen, sein Werk vorzustellen. Partner der Veranstaltung sind der Andere Buchladen und die Mediothek, in der die Lesung am Donnerstag, 19. September, um 20 Uhr stattfindet. Die Veranstalter wollen „den Krefelder Kunst-Interessierten die Mögichkeit geben, sich selbst ein Bild zu machen und die kritische Auseinandersetzung zu suchen“, so ein Vorstandsmitglied des Vereins.

Beuys ist in Krefeld keine beliebige Personalie. Zwar ist er in Kleve aufgewachsen, doch als der kleine Joseph am 21. Mai 1921 geboren wurde, lebten seine Eltern am Alexanderplatz.

Museumsdirektor Paul Wember hat Beuys schon in den 1950er Jahren in Krefeld ausgestellt. Für die Werkgruppe „Barraque D’Dull Odde“ hat Beuys im Kaiser-Wilhelm-Museum eine Rauminstallation (1977) hinterlassen, eine der wenigen, die noch existieren. Vor einem Jahr hat die Fraktionsvorsitzendenkonferenz dem Vorschlag von OB Kathstede zugestimmt, das Areal unmittelbar vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum als Joseph-Beuys-Platz neu zu benennen. Die Idee dazu geht auf den Krefelder Künstler Caco zurück.

Nachdem der „Spiegel“ im Mai über die Riegel-Biografie berichtet hatte, ließ der FDP-Fraktionsvorsitzende Joachim C. Heitmann allerdings verlauten, die Umbenennung sei „ein denkbar schlechter Dienst für Krefeld“.

Kontroverse Meinungen zu Beuys gibt es also auch hier, bei der Lesung werden sicher Gegner und Befürworter des Künstlers aufeinandertreffen. kMs