Jürgen Granzow: Mit Scherbenwaschen fing es an

Mehr als drei Jahrzehnte lang hat Designer Jürgen Granzow dem Museum ein Gesicht gegeben. Nun geht er in Ruhestand.

Krefeld. In einem Museum geht es natürlich in erster Linie um die Exponate. Wie diese Stücke aber so richtig zur Geltung kommen, das ist auf der Burg Linn seit Jahrzehnten Sache eines Mannes: Designer Jürgen Granzow. Seit 1978 arbeitet er für die Stadt, am Freitag geht er in die Altersteilzeit.

Er selbst kann das nicht so ganz glauben: Gerade eben noch bespricht er mit seiner einstigen Chefin Renate Pirling Zeichnungen für einen neuen Grabungskatalog. Für eine kommende Ausstellung über den Maler und Karikaturisten Honoré Daumier entwirft er die Einladung. Beim Gang durchs Haus sieht er überall noch Aufgaben: "Den Helm will ich auf Augenhöhe ausstellen", sagt er über das Paradestück, den goldenen Fürstenhelm.

Die andere, neue Perspektive war ihm auch bei den Stadtmodellen wichtig, die Granzow mit Feldern, Wiesen und Bäumen geschmückt und sie ihrer Geographie entsprechend angeordnet hat. Auch das Modell vom Kastell Gelduba hat er entworfen: Am Schaukasten kann man sich vorstellen, wie es am Rhein zu Zeiten der Römer ausgesehen hat.

Angefangen hat Granzows Tätigkeit im Museum unter ganz anderen Voraussetzungen. Er hatte nach einer Lehre zum Schaufensterdekorateur ein Studium aufgenommen, Abschluss 1978. "Da bin ich erst mal zum Arbeitsamt gegangen, die hatten damals noch alles auf Karteikärtchen", sagt Granzow. Man bot ihm für ein Jahr eine ABM-Stelle im Museum an: Scherbenwaschen war sein Job.

Doch kurz darauf fragte Renate Pirling: "Sie können doch auch zeichnen?" Er konnte - und zeichnete fortan und immer noch die Grabungsfunde aus Gellep. Mehrere Kataloge mit Münzen, Perlen, Knochen, Waffen, Beschlägen, Schalen, Scherben aus Granzows Feder sind schon veröffentlicht. Nach Beendigung der Maßnahme wurde er übernommen.

Fotografie, Modellbau, Illustrationen, Gestaltung von Plakaten, Modellieren von Landschaften waren seine Aufgaben, außerdem hat er viele Vitrinen im Museum gestaltet. Das Zaumzeug eines Pferdes etwa ergänzte er um die verwitterten Lederteile: Schon kann man sich vorstellen, wie die Dinge früher in der Schlacht ausgesehen haben.

Jürgen Granzow ist mit seinem ungewöhnlichen Berufsweg zufrieden: "Es ist ganz gut gelaufen. Eigentlich wollte ich Kunst machen, bin aber bei der Archäologie hängengeblieben". Kunst hat Granzow immer in der Freizeit betrieben, er gehörte von Anfang an zum Verein Kunst und Krefeld - Hans Joachim Albrecht war sein Lehrer. Als Künstler stellt er auch aus - im Herbst bei Meta Weber. "Aber auch wenn man mich hier im Museum noch mal braucht, sage ich nicht Nein."