Fabrik Heeder Junge Tanzkunst kommt nach Krefeld

Krefeld · Die Reihe des Krefelder Kulturbüros „First and further steps“ holt ab Mai wieder besondere Produktionen in die Stadt. Die WZ stellt das Programm vor.

  Josefine Patzelt tritt mit ihrer Arbeit „Letters to a Grandfather“ am 10 Juni in der Fabrik Heeder auf.

 Josefine Patzelt tritt mit ihrer Arbeit „Letters to a Grandfather“ am 10 Juni in der Fabrik Heeder auf.

Foto: Kulturbüro Krefeld

An Karfreitag herrscht Tanzverbot – wenngleich fraglich ist, ob das Seelenheil wirklich davon abhängen kann, ob man nun tanzt oder nicht tanzt, aber zu sehr soll hier in diese heikle Frage nicht eingetaucht werden. Die wunderbare Reihe „First and further steps“ mit jungen zeitgenössischen Choreografien wird eh erst ab Mai beginnen und es kann einem doch niemand wirklich übel nehmen, wenn man schon jetzt auf den Reigen besonderer Veranstaltungen hinweist. Auch wenn Karwoche ist; über Tanz, wobei hier der Begriff Tanz ja weiter gefasst werden muss, schreiben darf man ja wohl.

Reihe zeigt neue Produktionen von vier Compagnien

Der zeitgenössische Tanz der freien professionellen Szene hat seit über zwei Jahrzehnten mit dem Kulturzentrum Fabrik Heeder in Krefeld eine bedeutsame Bühne. Das Format „First & Further Steps“ des Kulturbüros dient als Plattform für junge Choreographen, um aktuelle Strömungen und Entwicklungen dieser Kunst zu zeigen. Auf der Studiobühne an der Virchowstraße werden von 7. Mai bis 10. Juni neue Produktionen von vier Compagnien aus Velbert, Düsseldorf und Köln aufgeführt. Vermittlungsformate für Zuschauer wie Künstler-Talks und das neu entwickelte Format „Face-to-Face“, runden die Reihe ab. Das Format wird seit 2014 durch die Mittelzentrenförderung „Tanz und Performance“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW für das Kulturzentrum Fabrik Heeder ermöglicht und unter Federführung von Dorothee Monderkamp vom Kulturbüro kuratiert.

Zum Auftakt kann das Krefelder Publikum sich auf bekannte Gesichter freuen. Yibu Dance aus Velbert gastierte schon 2021 in der Stadt. Mit einer beeindruckenden Performance. Am Samstag, 7. Mai, 20 Uhr, zeigen sie nun die Premiere ihrer Arbeit „Synästhesie“. „Der Tänzer, Choreograph und Musiker Kai Strathmann untersucht in seinem Solo Fragen des urbanen Tanzes, indem er die Elemente Tanzunterricht und -performance zu einer Symbiose verbindet“, heißt es in der Ankündigung. Er hinterfrage, wie Bewegung und Sound sowie ihre Vermittlung auf Menschen wirkt und wie jede noch so kleine Information ihren Weg über Worte in andere Körper findet. Nach der Aufführung wird zum Choreographen-Talk eingeladen, zu einem künstlerischen Austausch zwischen Kai Strathmann und Chun Zhang mit der Choreographin Julia Riera-Kresser der Compagnie Mira. Vor der Vorstellung um 19 Uhr bietet das neue Format „Face-to-Face“ Gelegenheit zu einem informellen und persönlichen Gespräch mit Chun Zhang von der Compagnie Yibu Dance. Es können Fragen jeder Art gestellt werden: Zur Kunstform Tanz, zu Arbeitsweisen, kreativen Prozessen, Hintergründen beispielsweise. Das Gespräch findet indes mit maximal fünf Interessierten statt. Eine Anmeldung per E-Mail an d.monderkamp@krefeld.de ist erforderlich.

Chikako Kaido aus Düsseldorf bringt „Heilen, Täuschen, Demokratie“ am Samstag, 14. Mai, um 20 Uhr auf die Bühne. „Das Stück untersucht das Ineinandergreifen von Wissen, Spiritualität, Manipulation und demokratischen Prozessen unserer Gesellschaft“, beschreibt die Stadt Krefeld in einer Meldung. Mit einer Sammlung aus Tanz, Musik, Text und Video nähert sich die aus Tokio stammende Choreographin den Fragen ihrer Produktion gemeinsam mit den Performern der Videokünstlerin Hanna Koch und dem Kontrabassisten Johannes Nebel. Nach der Aufführung wird zum Künstler-Talk mit Chikako Kaido und der Kulturjournalistin und Tanzkritikerin Melanie Suchy eingeladen.

Eine Woche später werden Lenah Flaig und Robin von Gestern in der Fabrik Heeder ihre besondere Arbeit zeigen. Diese changiert zwischen Performance und Installation. Wie unterschiedlich kann Zeit wahrgenommen werden? – fragen sie. Für „60:60“, einer „performativen Videoarbeit“ – wie es in er Ankündigung heißt –, filmte sich Lenah Flaig während des Lockdowns an verschiedenen Orten – bewegend in maximaler Zeitlupe, während sich die Welt um sie herum in normaler Geschwindigkeit weiterdrehte. „Entstanden sind 60 einstündige Videos, in denen sich die Kamera wie der Minutenzeiger einer Uhr jeweils um 360 Grad dreht. In der Installation werden aus den Stunden Minuten: Zwar nehmen die langsamen Bewegungen der Performerin nun eine normale Geschwindigkeit an, die Welt um sie herum scheint jetzt aber zu rasen, und es schwingt eine gleichermaßen spannende wie unnatürliche Verfremdung mit“, heißt es. Dazu bewege sich die Künstlerin während der Aufführung in Zeitlupe durch den Raum – spannend. Die „Installation“ ist am Freitag, 20. Mai, um 20 Uhr sowie am Samstag, 21. Mai, um 18 und 20.15 Uhr begehbar. Eine vorherige Kartenreservierung wird empfohlen. Die Besucherzahl pro Slot ist begrenzt.

Lenah Flaig und Robin von Gestern stellen sich im Format „Face-to-Face“ am 21. Mai um 17 Uhr dem auch verbalen Dialog mit dem Publikum. Dazu ist eine Anmeldung per E-Mail an d.monderkamp@krefeld.de erforderlich. An diesem Abend wird außerdem zwischen den Präsentationen um 19 Uhr zum Talk mit den Künstlern und der Choreographin Reut Shemesh eingeladen.

Mit dem Solo-Stück „Letters to a Grandfather“ ist Josefine Patzelt am Freitag, 10. Juni, um 20 Uhr in der Fabrik Heeder zu Gast. Die Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit einem Menschen, „der sowohl Großvater als auch Soldat war im Kontext gesellschaftlicher Ideale, familiärer Strukturen und der gefühlten historischen Verantwortung als Nachfahrin eines Kriegstäters.“ Nach der Aufführung wird zum Künstler-Talk eingeladen. Zu Gast für das Gespräch mit Josefine Patzelt ist Yvonne Hardt, Professorin für Tanzwissenschaft und Choreographie am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz, Hochschule für Musik und Tanz Köln.

Der Eintritt zu den Aufführungen beträgt jeweils elf, ermäßigt sechs Euro. Bei Vorlage der Ehrenamtskarte reduziert sich der Eintrittspreis von elf auf 9,50 Euro. Ab sofort können Karten beim Kulturbüro online reserviert werden. Bei allen Veranstaltungen gilt die jeweils aktuell geltende Corona-Schutzverordnung des Landes NRW. Weitere Informationen finden sich auch online unter der eigenen Webseite des Festivals. Red/Laki