Kathy Kelly: Gotteslob dringt bis nach oben
Krefeld. Gospelmusik zieht. Und so war die Kirche St. Josef am Donnerstagabend voll besetzt. Der Gospelchor Living Voices und Kathy Kelly, auf dem Plakat als „Grande Dame of Gospel and Folk“ angekündigt, zogen nicht nur Krefelder Publikum an.
Die „Choreographie“ des Einzugs der Sänger zeigt auch, dass man sich auskennt. Im düster gehaltenen Kirchenraum erklingen ein paar Takte vom E-Piano (Martin Drazek), und das Publikum beginnt zu klatschen. Ebenfalls klatschend zieht der Chor durch die volle Länge des Kirchenschiffes ein. Der Vorsitzende Rainer Martin fordert in seiner Begrüßung auf, mitzumachen, sich begeistern zu lassen, zu tanzen, zu klatschen: „Das soll so knallen, die Botschaft soll bis oben kommen!“
Daran ist bei dem kräftigen Gesang der etwa 60 schwarz Gewandeten im Altarraum auch nicht ernsthaft zu zweifeln. Ihr Dirigent und Profi-Sänger, der Engländer David Thomas, entlockt dem Laienchor Begeisterung und vor allem im Forte und Fortissimo einen sicheren Vortrag. Die Freude über die gute Botschaft der Bibel und das Lobpreisen des Herrn kommen überzeugend. Auch die Chormitglieder Christina Hofschröer, Elke Buhrmann und Nicole Zucali meistern ihre kleinen Solo-Auftritte souverän.
Nicht ganz sattelfest sind manche in den leisen, andächtigen Passagen. Doch die spielen an dem Konzertabend nur eine untergeordnete Rolle. Sänger und Publikum gehen in der Musik auf und „ersetzen“ mit ihrem Klatschen ein ganzes Orchester.
Das ändert sich auch nicht beim Auftritt von Kathy Kelly aus der Kelly Family. Mit großem Jubel wird die Musikerin empfangen. Sie begleitet sich selbst mit Akkordeon, Gitarre und Geige — zusätzlich zu einem Keyboardspieler. Bei ihrer kräftigen Stimme bräuchte sie in diesem Raum kein Mikrofon. Den ruhigeren Passagen der Folksongs schadet es eher, bei den lauten gelingt es der Technik nicht, sich gegenüber dem begeistert klatschenden Publikum zu behaupten.
Doch das stört niemanden. Die Zuhörer, die in Teilen als spontanes Klatschorchester fungieren, haben viel Spaß in dem fast dreistündigen Konzert.
