Kaiser Wilhelm Museum Kinder werden zu Museumsprofis
Nachwuchs entdeckt die Kunstsammlung im Kaiser Wilhelm Museum, indem er sich inspiriert davon selbst künstlerisch austobt.
Krefeld. Da hängen ihre Gemälde wie die von Profis schön aufgereiht in der Galerie. Im Krefelder Kunstverein am Westwall 124 stellen die Nachwuchskünstler ihre Arbeiten aus, die in den Sommerferien entstanden sind. Und es sind erstaunliche Werke, wenn man auf die Altersangaben der jungen Malerinnen und Maler schaut. Denn selbstverständlich sind die Acrylbilder auf Leinwand auch professionell beschriftet.
Julius Bischof (12) hat einen fröhlichen Herrn porträtiert und dies so naturalistisch, dass man den abgebildeten Mann mühelos auf der Straße wiedererkennen würde. Louise Greve (10) hat eine historische Vorlage mit der Darstellung einer Frau neu interpretiert.
Pino Saternus über sein Kunstwerk mit dem Titel „Eine Maschine aus Mensch und Blut“
Wie bei allen Bildern, die die beteiligten 21 Kinder der Malschule Anna Gebert gemalt haben, waren Kunstwerke des Kaiser Wilhelm Museums (KWM) Ausgangspunkt ihrer eigenen künstlerischen Arbeit. Thomas Janzen vom KWM ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen des diesjährigen Kulturrucksackprojekts „Die Museumsprofis“: „Ich bin total begeistert von den faszinierenden Werken!“ Denn die Kinder haben nicht nur einzelne Exponate der Museumssammlung neu interpretiert, sondern manchmal auch in ihren Arbeiten mehrere Kunstwerke in einen Zusammenhang gebracht. Kleine Bildchen geben Auskunft darüber.
Louise etwa lässt ihre gemalte Dame im langen Kleid auf dem Laufsteg der Krefelder Straßenmodenschau spazieren. Jana Henschel und Albina Ersulov (beide 10) haben sich mit bemerkenswertem Erfolg in der impressionistischen Malerei versucht: Claude Monets Ansicht vom Themseufer in London mit Parlament und Big Ben ist zweifellos als Inspirationsquelle wiederzuerkennen.
Schlimmes könnte man ahnen, wenn man den Titel der Installation aus mehreren Rädern, unter anderem von Fahrrädern, hört: „Eine Maschine aus Mensch und Blut“. Beim Zusammenstellen des beweglichen Werks gab es jedoch keinesfalls blutige Finger, denn die nötigen Schweißarbeiten hatte Frank Jakob Esser vom Atelier Roter Fuchs selber ausgeführt. Pino Saternus (14) klärt mit einem Schmunzeln auf: „Wir haben da Herzblut hineingesteckt!“ Wichtig war den sechs jungen Künstlern, die das Objekt entworfen und die Bestandteile dafür gesammelt haben, dass es Geräusche macht. Das ist ihnen gelungen.
Ein Theater der leisen Töne haben sechs Mädchen in ihrem Ferienworkshop Figurentheater gebaut. Als Thema hatte die Bühnenbildnerin Tatiana von Stülpnagel das Märchen der starken Prinzessin Kemang vorgeschlagen. Mit Freude und Stolz über die Leistungen der Mädchen verweist sie darauf, dass die Entwürfe zu den einzelnen Figuren und Szenenbildern, die an der Wand des Ausstellungsraumes zu sehen sind, gleich so gut waren, dass sie eins zu eins übernommen werden konnten. Nicht nur das Bauen eines kleinen indonesischen Schattentheaters beschäftigte die Kinder, natürlich wurde schon vor den Eltern das Stück der mutigen wie listigen Prinzessin aufgeführt.
Wenn am kommenden Samstag und Sonntag die Ausstellung der Museumsprofis im Kunstverein jeweils von 14 bis 17 Uhr zu sehen ist, gibt es vielleicht auch eine spontane Aufführung. Am Samstag wird die Ausstellung mit einer Vernissage eröffnet.