K.I.Z. und das Problem mit der Ironie
Die Satire-Rapper begeistern mit derben Texten ihr junges Publikum in der Kulturfabrik.
Krefeld. Die Bühnendeko könnte auch vom Satiremagazin Titanic stammen: Zwei riesige Flaggen hängen an der Wand. Darauf ist das Logo des aktuellen Albums der Hip-Hop-Truppe K.I.Z. - "Sexismus gegen Rechts" - zu sehen, die am Mittwoch in der Kulturfabrik ein umjubeltes Konzert gegeben hat. Die Bildsprache könnte nicht eindeutiger sein: Der Notenständer, das Markenzeichen der Band, dargestellt durch einen großen Penis mit Notenschlüssel, zerstört ein Hakenkreuz.
Nur wenige Erwachsene haben sich in die Kufa verirrt. Einer von ihnen steht vorne am Eingang und sieht gar nicht glücklich aus. "Hier ist niemand älter als 20", sagt er leicht verzweifelt. Und er hat Recht. K.I.Z. sind die neuen Idole jener jungen Generation, die auch Die Atzen heißblütig verehrt. Die Band scheint das zu wissen. "Ihr habt ja keine Ahnung von den 90ern - ihr wart da ja noch klein", wirft Rapper Nico seinen Fans vor, als sie eine Anspielung von ihm nicht verstehen.
Im Publikum sieht man viele Jungs mit Kappen auf dem Kopf, in weiten Hosen und noch weiteren T-Shirts. Auf denen steht in Neonfarben "Feiern ohne Ende" oder "Imbiss Bronko", das Pseudonym des deutschen Rappers King Orgasmus One. Die Mädchen zeigen, was sie haben: tiefe Dekolletés, dunkel geschminkte Augen, kurze Röcke.
Textsicher sind sie alle - und die Reime haben es in sich: "Ich will töten, ich hab’ Frühlingsgefühle", heißt es in einem Song. Ein weiblicher Fan, der wahrscheinlich noch einen Kinderausweis besitzt, rappt lauthals und mit Elan zu "Böhses Mädchen" mit: "Ich will ein böses Mädchen, ’ne echte Schlägerbraut, die von der Schule fliegt, weil sie sich mit Lehrern haut. Sex in der Platte, unten in der Waschküche. Selbst ’ne Ratte hätte höhere Ansprüche."
Was nach Aggro-Rap klingt, soll eigentlich Sido, Bushido und Co. aufs Korn nehmen. Und für diese Art von Musiksatire werden die K.I.Z-Jungs DJ Craft, Maxim, Nico und Tarek vom Feuilleton in Deutschland gefeiert. Doch mit der Ironie ist das immer so eine Sache. Nicht jeder hat ein Gespür dafür - und auch viele Kufa-Gäste, von denen einige aus Altersgründen von der Security vor 22 Uhr eingesammelt werden, machen nicht einen besonders aufgeklärten Eindruck. Manche verkörpern offenbar genau das Klischee, dass K.I.Z. auf ihre derbe Art kritisieren wollen.
"Wir haben von der Bild-Zeitung gelernt, dass man Erfolg hat, wenn man die Sachen so reißerisch wie möglich darstellt", sagte Tarek einmal in einem Internet-Interview "Wer auf den ersten Blick plakativ ist und plump, der erreicht die Kiddies." Allerdings werden wohl nicht alle "Kiddies" noch einen zweiten Blick auf die K.I.Z.-Texte wagen.