Konzert: Bravorufe für einen furiosen Walkürenritt

Die Sinfoniker verbinden Wagner mit einem modernen Werk von Henri Tomasi.

Krefeld. Fanfarenklänge füllen das Seidenweberhaus: Mit dem Vorspiel zum 1. Aufzug der "Meistersinger von Nürnberg" beginnen die Niederrheinischen Sinfoniker ihren ersten Konzertabend der neuen Saison.

Ein Vergnügen ist es für Generalmusikdirektor Graham Jackson, in diesen Räumlichkeiten "endlich" wieder ein Orchester mit 90 Musikern zu leiten.

Doch nicht nur Wagners üppige Klangfülle, auch die leisen Töne beherrschen sie. Mit "Lohengrin" und dem Vorspiel zum 1. Akt wird man in himmlische Sphären entführt.

Die flirrenden Klänge der Streicher bringen zunächst Spannung, dann wird es melodischer: Der Zuhörer muss bei diesem Ausflug in die Sagenwelt nichts Bedrohliches befürchten.

Die Holzbläser kommen hinzu, langsam steigert sich die Lautstärke, ein kurzer Höhepunkt mit den Blechbläsern und schon entschwindet die Musik wieder in die geheimnisvollen Töne der piano spielenden Soloviolinen.

Auf leisen Sohlen verlässt dann rund ein Drittel der Musiker die Bühne: Bei dem Posaunenkonzert des Franzosen Henri Tomasi (1901-1971) kommen sie nicht zum Einsatz.

Wie hervorragend dieses 1956 komponierte Konzert die Klangwelt des Lohengrin-Vorspiels weiterführt, verblüfft die Zuhörer.

Es sind die drei Entdeckungen des Abends: die Komposition Tomasis mit ihren Anleihen beim Blues und Jazz und den Assoziationen an Filmmusik; die Klangmöglichkeiten einer Posaune und schließlich der junge Solist Frederic Belli, der sie ihr zu entlocken versteht.

Erstmals seit 60 Jahren erlebt man in Krefeld den Auftritt eines Posaunensolisten, erklärt Graham Jackson.

Für den zweiten Teil des Konzerts hat er Passagen der "Götterdämmerung" zu einer sinfonischen Suite zusammengesetzt, ohne die Musik Wagners zu verändern. Fulminanter Abschluss wird der "Walkürenritt". Das Publikum dankt mit Bravorufen.

Eine zweite Aufführung findet am Dienstag um 20 Uhr im Seidenweberhaus statt.