Konzert: Rasend schnell durch die Meisterwerke
Der hochgelobte US-Pianist Eric Zuber enttäuscht im Campus Fichtenhain.
Krefeld. Es birgt Risiken, ein sehr bekanntes Stück zu spielen, das die Zuhörer genau im Ohr haben. Beethovens Sonate "Pathétique zum Beispiel. Mit ihr eröffnete am Freitag der US-Nachwuchspianist Eric Zuber sein Kawai-Konzert im Campus Fichtenhain.
Im zweiten Satz, einem Andante cantabile, wurde diese Gefahr hörbar: Mehrfach "schlabberte" Zuber die jeweils letzten Töne eines Melodiebogens, so dass dem Zuhörer immer wieder ein vertrauter Ton zu kurz kam oder - scheinbar - fehlte. Auch das Ruhige eines Andante cantabile präsentierte Zuber eher distanziert und spannungslos.
Bei den drei Chopin-Walzern ließ seine Interpretation ebenfalls Wünsche offen. Fehlerlos und in atemberaubendem Tempo die Noten zu spielen, wird dem Werk Chopins nicht gerecht. Durch den Walzer in Des-Dur, auch als "Minutenwalzer" bekannt, fegte Zuber in einer Schnelligkeit, als wolle er die Zeit noch unterbieten, obwohl das nicht das Ansinnen des Komponisten gewesen sein dürfte. Bei Zubers rasenden Läufen ging fast noch der Dreiviertel-Takt des Walzers unter.
In der Humoreske op. 20 von Robert Schumann wurde endlich nachvollziehbar, warum die New York Times Zubers Debüt-Rezital in der Carnegie Hall mit "unwiderstehlich" und "zum Dahinschmelzen" beschrieben hatte. Dieses Stück war entschieden besser als alles zuvor Gehörte, Schumann scheint ihm zu liegen.
Dennoch: Brilliante technische Fertigkeiten allein reichen auf Dauer nicht für die "wichtigen Bühnen der Welt", auf denen er bereits aufgetreten sein soll. Das Zusammenspiel mit Orchestern in Korea, Australien und Nordamerika mag ihm wertvolle Erfahrungen gebracht haben, aber im Kerngebiet der europäischen Musikwelt hat man andere Hörgewohnheiten und Erwartungen. Das Publikum war höflich zufrieden und erklatschte sich zwei kleine Zugaben.