Deutsches Textilmuseum Die Mode und die Welt der Farben

In der Ausstellung „Zeitkolorit – Mode und Chemie im Farbenrausch“ beleuchtet das Textilmuseum die Geschichte der synthetischen Textilfarben aus verschiedener Perspektive. Zwischen Chemie und Abendkleid.

Die Ausstellungsmacher (v.l.) Ricarda Hüpel, Ingrid Blom-Böer, Katrin Lindemann, Isa Fleischmann-Heck, Annette Schieck, Jürgen Schram und Gabriele König von „Zeitkolorit – Mode und Chemie im Farbenrausch“ im Deutschen Textilmuseum Krefeld.

Foto: Andreas Bischof

Bevor das Kleid in sattem Lila erstrahlt, der Schal in buntesten Regenbogenfarben daherkommt, die Socken sich fesch in grün-gelbem Muster zeigen und das T-Shirt in feurigem Rot die Blicke auf sich zieht, braucht es Farben, die das Licht derart reflektieren, dass wir die Stoffe so sehen, wie wir sie sehen.

Nun, Farbstoffe spielen eine große Rolle in der Mode, in der Textilproduktion. Engstens indes mit der bunten Farbenwelt – die wir heute, aber auch aus der Modegeschichte kennen – verwoben ist die Erfindung der synthetischen Farbstoffe. Jene konnten aus einem Nebenprodukt des Steinkohleproduktion – schlicht Teer – kostengünstig und mit einer unermesslichen Bandbreite an farblichen Möglichkeiten synthetisiert, also durch chemische Prozesse „zusammengebaut“ werden.

Dass dies möglich wurde und im Laufe der Jahre zu einem Massenphänomen werden konnte, ist der mehr oder minder zufälligen Entdeckung eines jungen britischen Chemikers im Jahr 1856 zu verdanken. William Henry Perkin möchte Chinin synthetisch herstellen und landet plötzlich bei einem Farbstoff, dem Mauvein. Der Rest ist Geschichte und die Farbe auf dem Kleid ist plötzlich kein reiner Luxus mehr.

Die Ausstellung illustriert
ein Forschungsprojekt

Rund um dieses Phänomen kreist die Ausstellung „Zeitkolorit – Mode und Chemie im Farbenrauch“ im Deutschen Textilmuseum Krefeld. Ausgangspunkt ist ein Verbundprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird und die historische Farbstoffsammlung der Hochschule Niederrhein und die Verwendung von synthetischen Farbstoffen in der Mode unter dem Schlagwort „Weltbunt“ erforschen soll.

Immerhin 10 600 Farbstoffproben – vornehmlich aus dem späten 19. Jahrhundert – in Glasbehältnissen umfasst die Sammlung der Hochschule, die zu Testzwecken dienten. Mit eingebunden sind das Textiltechnikum Rheydt, die TH Köln und TU Dresden. Es gehe auch darum, diese industriegeschichtlich wertvollen Sammlungen zu katalogisieren und vor etwaigem Verlust zu bewahren, so die Macher.

Die Ausstellung im Textilmuseum, die am Wochenende eröffnet wurde und noch bis zum 29. März zu sehen sein wird, beleuchtet sowohl die chemische, technische Seite, als auch ausgiebig indes beispielhaft die modische. Bereits im Foyer des Museums erwartet den Besucher eine Einstimmung auf das Thema, die Hochschule hat Gerätschaften ausgeliehen, die ein Labor nachstellen. Koben, Mikroskope, Mess- und Prüfgerätschaften – alles historisch.

In der Ausstellung selbst finden sich neben einer Auswahl an etwa 190 originalen Farbstoffgebinden – effektvoll ausgestellt –, zahllose historische Exponate aus der Welt der Farben. Musterbücher- und Sammlungen, Dokumente, auch zur Geschichte der Farbenchemie in Krefeld.

Die Ausstellung beschränkt
sich nicht auf Chemisches

Auch wird ein Gefäß mit Mauvein aus der Farbstoffsammlung der TU Dresden präsentiert. Sozusagen die Keimzelle, aus der alles entstand. Doch die Ausstellung beschränkt sich nicht nur auf die chemische Seite, auch Fragen der Gefahren für Mensch und Umwelt werden gestreift, sondern veranschaulicht die Verwendung der Farben in der Praxis, durch um die 50 Kleider und Accessoires aus der Sammlung des Textilmuseums. Diese möchten anhand von Damenmode von den 1850er bis 1930er Jahren aufzeigen, wie sich die Möglichkeiten synthetischer Farbstoffe auf die Mode auswirkten. Kaum verwundert, dass im Bauhaus-Jahr auch ein Teil der Ausstellung sich diesem Thema widmet. Wenngleich hier der Bogen arg weit gespannt wird.

Auch zeigt die Ausstellung bewusst Exponate, die etwa durch Licht beschädigt, verblasst sind, um hier eine Brücke zu den chemischen Eigenschaften er Farben zu schlagen. Indes wünschte man sich hier ein bisschen mehr an die Hand genommen zu werden. Vieles muss man sich selbst erschließen. So findet sich an einer ganz anderen Stelle der Ausstellung etwa ein durch Sonneneinstrahlung verblasstes – verschossenes – Kleid, eine Vitrine mit „belichteten“ Proben, die das Verblassen der Farben verdeutlichen.

Dennoch gibt es viel zu entdecken; setzt man indes auf eher eine etwas traditionellere Ausstellungskonzeption, die weniger offensichtlich eine „Geschichte“ entlang von Exponaten erzählen möchte. Wenngleich es durchaus viele Informationen zu erhaschen gibt, etwa über die lange Vorgeschichte der Hochschule Niederrhein.