Kultur trotz Corona Ein Akkermann gehört nicht ins Museum

Krefeld · Theo Akkermann hat stets die Meinung vertreten, dass Bilder und Plastiken nicht dafür geschaffen sind, sie in einem „Kunstbehälter“ zu präsentieren, sprich: sie nicht im Museum aufzustellen, sondern, dass sie ins tägliche Leben gehören.

Das Pottbäcker-Denkmal von Akkermann steht auf dem Platz an der Konventskiche in Hüls. Viele seiner Werke sind in Kirchen und auf Friedhöfen zu sehen.

Foto: Andreas Bischof

Zudem lehnte er das „heutige Ausstellungswesen mit seinen kurzlebigen Modeerzeugnissen“ ab. „Heute“ war etwa in der Zeit ab der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Kunst des Krefelder Bildhauers ist in Krefeld daher fast immer frei zugänglich und in der ganzen Stadt zu betrachten. Ein ungehinderter Spaziergang zu Corona-Zeiten bietet sich an.

Eine seiner ersten Arbeiten innerhalb seines reichen und umfangreichen Schaffens schuf er gemeinsam mit dem Hülser Bildhauer Jakob Mellen. Es entstanden um 1930 die vier mal vier Meter hohen dunkelbraun glasierten Kacheln für ein Töpfer-Denkmal. Erst rund 50 Jahre später wurden sie auf dem Speicher der Hülser Volksschule wiederentdeckt und finden endlich den Weg in die Öffentlichkeit. Nun steht es als Pottbäcker-Denkmal auf dem Platz vor der Konventskirche in Hüls.

In der Autobahnkapelle an der Geismühle ist eine Bronzescheibe von Theo Akkermann mit Motiven aus dem Buch Genesis zu sehen.

Foto: dj/Dirk Jochmann (DJ)

1950 reist Akkermann über Italien, Ägypten, Rhodesien nach Südafrika. In Pretoria wird ihm eine Professur an der Universität übertragen und er übernimmt die Leitung einer Bildhauerklasse. Dort blieb er jedoch nicht lange, weil ihm die „Rassenauseinandersetzungen nicht behagten“. Kurz nach seiner Rückkehr nach Krefeld in den 60er Jahren erhielt er den Auftrag für ein Kreuz für die Priestergruft auf dem neuen Teil des Hauptfriedhofs.

Das war mit Schwierigkeiten verbunden: Die Figuren von Maria und Johannes unter dem Kreuz fielen aus Kostengründen weg. Dann versank das schwere Werk im Boden und musste mit einem Flaschenzug wieder gehoben werden. Außerdem stellte Akkermann fest, dass ihm bei den Lichtverhältnissen auf dem Friedhof der Bart Jesu als zu hell erschien. So musste der Künstler zwei Wochen nachschleifen, bis die Farbnuancen passten.

Akkermann schuf sehr viele Kunstwerke. Es waren einige Kinder-Skulpturen darunter, aber auch besonders viele Arbeiten für Friedhöfe und Kirchen. „Darunter sind das Taufbecken in der Kreuzkirche, das Lesepult in St. Cyriakus und Plastiken auf dem Friedhof von Gellep-Stratum“, zeichneten Birgit und Georg Opdenberg für die „Heimat“ auf.

Ein aussagekräftiges und immer zugängliches Werk befindet sich in der Autobahnkapelle der A57 an der Geismühle. Im Zentrum des dreieckigen Raumes befindet sich seine große, runde Bronzescheibe mit Motiven aus dem Buch Genesis. Sie verdeutlicht den Beginn der Ordnung aller Dinge. Der Atem Gottes erweckt den noch unbelebten Menschen. Adam und Eva sind im Paradies, umgeben von Schafen und Blumen. Der Garten hält bereit, was der Mensch zum Leben braucht.

Apropos Garten: Das Auge des Betrachters schweift hinter der Bronzescheibe durch die gläserne Rückwand des Gotteshauses über ein Wasserbecken hinweg in die Natur und bietet einen Blick auf die Schöpfung. Die Verbindung mit der Natur hatte Professor Hein Stappmann geplant. Das Kleinod Kapelle wurde nach dessen Tod von Architekt Ludwig Thorissen vollendet.

Stappmann wollte die Reisenden in die Weite der niederrheinischen Landschaft führen und zum Nachdenken einladen. Dazu tragen auch die Baumaterialien Holz und Stein des schlichten, nur 35 Quadratmeter großen Meditationsraumes bei. Es ist eine Kapelle der Gegensätze: Wald, Ruhe, Stille hier - Lärm, Hektik, Hast der Autobahn dort. Und im Mittelpunkt steht die stets zugängliche Bronzescheibe von Theodor Akkermann.