Die Online-Version von „KunstImPuls“ soll durch Interaktivität mehr als nur Notlösung sein Kunstmuseum bringt Theater ins Wohnzimmer

Krefeld · Eine Hand voll Leute warteten bereits eine halbe Stunde vor Beginn im virtuellen Foyer auf Youtube und Facebook, bevor am Donnerstag um 19.30 Uhr die zweite Online-Ausgabe des „KunstImPuls“-Angebots der Krefelder Kunstmuseen startete.

Auf dem Screenshot-Bild ist Britta Weyers zu sehen. Sie muss improvisieren und die eingeworfenen Emotionen und Charaktereigenschaften aus dem Chat mit in das Spiel einbauen.

Foto: ja/Christopher Mastalerz

Nachdem die monatliche Mischung aus Ausstellung und Kulturangebot im Juni zum ersten Mal online ausprobiert, wurden jetzt in einer 90-minütigen Show einige der 15 Räume der Ausstellung „Sammlung in Bewegung“ des Kaiser-Wilhelm-Museums vorgestellt. Die Kunstvermittler Thomas Janzen und Wiemke Treblin moderierten durch den Abend und führten den Zuschauer durch die Räume. Dort lieferte meistens ein weiterer Experte Hintergrundinformationen.

Dieses Online-Angebot ist nicht nur als Notlösung geplant, um die Pandemiezeit zu überbrücken. Stattdessen wollen die Museen die Vorteile des Streamings nutzen, um aus dem Online-Ersatz eine eigenständige Erfahrung zu machen. In vielen Räumen wurden die Präsentationen der Ausstellungsstücke mit kleinen Interaktionen im Chat aufgelockert.

Direkt zu Beginn der Sendung wurden die Zuschauer darum gebeten, Bleistifte und Papier zurecht zu legen. Als die Kunst von Max Ernst vorgestellt wurde, der verschiedene Materialien durch Abpausen auf Gemälden verewigte, forderten die Moderatoren die Zuschauer dazu auf, selbst mal ein Kunstwerk mithilfe dieser einfachen Technik zu schaffen.

Bei Impro-Einspielern wirkt
auch die Technik improvisiert

Nach fast jedem vorgestellten Raum wurde die Ausstellung durch improvisierte Einspieler von Schauspielern des Kresch-Theaters gebrochen und durch das Einbauen einer ganz anderen Kunstform kurzweilig gehalten. Auch hier wurde auf Zuschauerbeteiligung gesetzt. Im Chat sollten Stichworte gesammelt werden, die in den Einspielern vorkommen sollten. Die Zuschauer tippten Charaktereigenschaften oder Emotionen ins Textfeld, welche die Schauspieler umsetzen mussten. Im Raum der „Boxes“, der Kunst aus Kisten und anderen Alltagsgegenständen von Joseph Cornell, konnten die Zuschauer bei einer Scharade der Schauspieler um Freikarten spielen. Als sie in die Kästchen guckten, spielten sie ihre Reaktion auf das, was erraten werden musste. Auch ohne es zu sagen oder zu sehen, war dieses „Quiz“ meistens Formsache. Es wurde sich ein „Ring“ aufgesetzt, eine „Sahnetorte“ in den Mund geschoben oder geschrien, als die „Maus“ aus der Kiste springt. Bei bis zu 50 Zuschauern im Stream war die Aussicht auf den Gewinn aber groß genug, dass sich viele zum Mitraten motivieren lassen konnten.

Teilweise kamen die Eingaben aus dem Chat aber auch erst sehr spät bei den Moderatoren an. Bei den Stichwörtern wurde am Anfang nicht lange genug gewartet und ungeduldig etwas eigenes improvisiert. Auch wenn es bereits die zweite Ausgabe war, wirkte die Veranstaltung so stellenweise improvisiert. Auch der Hinweis, dass eines der Mikrofone nicht funktioniert und man eine Schauspielerin kaum hören konnte, wurde erst nach einigen Minuten von den Technikern gesehen und noch weitere Minuten später behoben.

Die verschiedenen Elemente sorgten dafür, dass die 90-minütige Show sehr kurzweilig blieb. Jedoch wirkten gerade die Segmente in den Ausstellungsräumen oft sehr gehetzt. Teilweise wurden sehr viele Hintergründe in kurzer Zeit vermittelt. Die Zeit, die Kunstwerke auf sich wirken zu lassen, blieb dabei auf der Strecke. Zugegebenermaßen ist es bei einem Stream unmöglich, es jedem recht zu machen.

Schließlich möchte sich jeder unterschiedlich viel Zeit bei der Kunstbetrachtung nehmen. Doch teilweise ist die Kamera an diesem Abend so schnell an den Objekten im Museum vorbeigezogen, dass man sie kaum sehen konnte.