Literaturfestival Ein „Literarischer Sommer“ an besonderen Orten
Krefeld · Beim deutsch-niederländischen Literaturfestival gibt es in Krefeld sechs Lesungen. In Hüls ist eine Veranstaltung unter freiem Himmel geplant.
Zwischen dem 27. Juni und dem 1. August finden im „Literarischen Sommer“ sechs Lesungen an verschiedenen Orten in Krefeld statt. Das deutsch-niederländische Festival, das zwischen dem 26. Juni un dem 17. September in 15 verschiedenen Städten präsent ist, feiert in diesem Jahr schon sein 20-jähriges Bestehen. Krefeld gehört neben Mönchengladbach und Neuss zu den drei Gründungstädten. Aus den damals zehn Veranstaltungen sind im Jubiläumsjahr 44 geworden. Erstmals beteiligen sich in diesem Jahr Korschenbroich und die niederländische Stadt Eijsden an dem Festival, das spannende Einblicke in die deutsch-niederländische Literaturszene gibt.
Das Krefelder Programm haben Evelyn Buchholtz (Leiterin der Mediothek) und Anette Ostrowski (Leiterin Niederrheinisches Literaturhaus) zusammengestellt. Einen besonderen Schwerpunkt legen die beiden Literaturexpertinnen auf atmosphärische Veranstaltungsorte. Zwei dieser besonderen Plätze sind in Hüls zu finden.
So wird die Hülser Burg Schauplatz der Lesung von Karen Duve am 4. Juli sein. Die Autorin stellt ihren neuesten Roman „Fräulein Nettes kurzer Sommer“ vor, in dem es um die Geschichte der jungen Annette von Droste-Hülshoff geht. Die Hülser Burg ist daher in doppeltem Sinn der ideale Ort dafür. „Wir sind dem Hülser Heimatverein sehr dankbar dafür“, sagt Anette Ostrowski.
Der Ort ist unter freiem Himmel – und auch das hat es beim Festival in Krefeld nicht oft gegeben. Sollte das Wetter allerdings gar nicht mitspielen, kann man auf die in direkter Nachbarschaft liegende Aula der Katholischen Grundschule ausweichen. Auch dafür sind die Organisatorinnen sehr dankbar.
Das Buch hatten die beiden schon früh im Fokus, noch bevor die Autorin dafür mit dem Düsseldorfer Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Buchholtz findet an dem Roman die Mischung verschiedener Themen reizvoll. Neben der Geschichte der jungen Frau, die ihren eigenen Weg fernab der strengen Familie sucht und von zwei ganz unterschiedlichen Männern umschwärmt wird, werden auch die politischen Zeitumstände packend geschildert. „Besonders lesenswert!“ ist das Urteil der Fachfrauen.
Der zweite Ort in Hüls ist die Galerie SoF (18. Juli). Dort hat die Künstlerin Sophie Voigt-Chadeyron ihr Atelier. Für ein Buch mit dem Titel „Die Vintage-Queen“ bilden die mit alten Dingen dekorierten Räume einen idealen Rahmen. „Es ist, als ob Autorin und Künstlerin sich vorher gekannt hätten“, so Ostrowski. Das Buch von der niederländischen Autorin Saskia Goldschmidt erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in den 1960er Jahren Kleider entwirft und ein besonderes Gespür für Stoffe und abgelegte Kleidung entwickelt. „Das Modethema passt perfekt zu Krefeld“ meint Buchholtz. Und sie findet, dass das Buch sehr unterhaltsam geschrieben ist.
Eine spannende, auf wenige Fakten beruhende Geschichte steckt hinter dem im vergangenen März erschienenen Buch „Aus dem Licht“ von Marente de Moor. Im Mittelpunkt steht die historische Figur des Filmpioniers Louis le Prince“, der im Jahr 1890 auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Er war auf dem Weg, sein Patent zur Erfindung des Films anzumelden. Die Autorin, die bereits 2011 in Krefeld ihren Debütroman vorgestellt hat, entwickelt daraus eine auch sprachlich sehr anschauliche Geschichte. Diese Lesung ist am 1. August in der Fabrik Heeder zu erleben.
Im Jubiläumsjahr ist die Lyrik ein Schwerpunkt des Festivals. Im Niederrheinischen Literaturhaus, das ja regelmäßig Veranstaltungen zur Lyrik anbietet, gibt es am 25. Juli einen besonderen Beitrag dazu. „Schatullen & Bredouillen“ heißt der neue Band von Carolin Callies, der sich durch eine freche und frische Sprache auszeichnet. Die Lesung ist eine Jubiläumszugabe mit freiem Eintritt.
Mit ihrer Lyrik ist Julia Trompeter schon einmal Gast im Niederrheinischen Literaturhaus gewesen. Am 27. Juni wird sie in der Mediothek ihren Roman „Frühling in Utrecht“ vorstellen. Darin erzählt sie die Geschichte einer Frau, die privat und beruflich vor einem Scherbenhaufen steht und von Berlin nach Utrecht flüchtet. „Es ist der Blick einer Deutschen auf das Leben in den Niederlanden“, erklärt Ostrowski. Auch darin gibt es kreative Wortschöpfungen zu entdecken wie den Begriff „Beziehungsversklavung“.
Bereits am Vormittag des 27. Juni gibt es eine interne Veranstaltung in der deutsch-niederländischen Kindertagesstätte an der Hohenzollernstraße. Dort stellt Joke van Leeuwen „Das tolle ABC-Buch“ vor – natürlich zweisprachig.