Kultur Perspektiven für die Kultur
Analyse | Krefeld · Zwischen Skepsis und Optimismus. Worauf stellen sich beispielhaft Kufa, Theater und Kunstmuseen ein?
Die Signale sind schwer zu deuten, wenn man sie denn überhaupt deuten möchte. Stehen die Zeichen auf eine Beruhigung der Pandemie-Situation, werden die Zahlen weniger rasant steigen? Hat der Teil-Lockdown schon seine Wirkung entfaltet? Oder bedarf es – wie zuletzt von verschiedenen Seiten zu hören – einer Nachschärfung der Maßnahmen? Wird der Lockdown, den wir vielleicht zu hoffnungsvoll November-Lockdown nennen, eventuell sogar verlängert und ein Winter-Lockdown? Werden die Einschränkungen für die Kultur, die Schließung von Museen, Theatern und Co. – trotz sehr bedachter Hygienekonzepte – weiter bestehen bleiben, oder gibt es unter Umständen differenziertere Maßnahmen?
Wahrsagen können wir nicht und die Lage ist wirklich komplex. Um kluge Einschätzungen zur epidemiologischen Lage soll es aber hier nicht gehen. Ohnehin ist es schlimm genug, und das liegt einzig und allein an dem Virus selbst, dass wir hier, wo sonst Ästhetik und Gegenästhetik, poetischer Diskurs, Hoch-, und wenn man scherzhaft so will Tief- und Mittelkultur, ihren Platz finden, über derartige Themen wie Lockdowns uns Gedanken machen müssen.
Sehr gut kann der Autor dieser Zeilen verstehen, wenn manche sagen, sie könnten das alles nicht mehr hören. Und so wie solche Stimmen wünscht sich wohl jeder, dass es möglichst dann doch bald einen Regenbogen am Himmel gibt. Eine Aussicht auf einen zumindest sich sukzessive, also schrittweise, normalisierenden Kulturbetrieb.
Klar ist: Man muss einen sinnvollen Mittelweg finden zwischen Infektionsschutz, also Prävention, und der Möglichkeit, die Kultur „machen zu lassen“. Diese findet einen Weg, wenn man sie nur lässt. Und digitale Angebote sind zwar ein kleiner Trost, ein kleines Ventil, doch das Live-Erlebnis ist nicht ersetzbar. Es geht auch um die Frage, wie wir Kultur auch angesichts ungesicherter Aussichten für die kommenden Monate möglich machen können. Verzicht und ein langfristiger Lockdown sind hierbei sicherlich die grobschlächtigsten Lösungen.
Kufa wurde für Hygienekonzept von der Stadt gelobt
Hört man sich um, so zeichnet sich ein mindestens genauso differenziertes Bild, wie man letztendlich auch die gesamte Lage zu betrachten hätte. Zwischen Hoffnung und Skepsis, zwischen Verständnis und dem Wunsch nach klareren Strategien. Zwischen einer auch durch Warnungen genährter Angst im Publikum und dem Wunsch nach ein bisschen lebendiger Kultur unter den sehr sicheren Rahmenbedingungen an Krefelder Kulturorten. Beispielhaft sprachen wir mit drei Krefelder Kulturorten.
Fragt man etwa bei der Kufa nach, so spricht Katharina Schneider-Bodien einerseits davon, dass man von der Stadt für das Hygienekonzept gelobt worden sei, zeitgleich aber, dass beim Publikum durchaus auch eine „gefühlte Wahrheit“ anzutreffen sei. Rückmeldungen bezeugten, Teile des Publikums haben Angst.
Übrigens: In der Kulturfabrik herrsche kein Stillstand, berichtet Schneider-Bodien. Man arbeite fleißig an der Wiedereröffnung; habe renoviert, eine T-Shirt-Kollektion herausgebracht, sogar in zweiter Auflage. Doch wenn es um die Frage geht, ob man damit rechne, am 1. Dezember wieder öffnen zu dürfen, zeigt sich die Kufa eher skeptisch. „Ich glaube eher nicht daran“, sagt Schneider-Bodien und möchte die Entwicklungen der nächsten Wochen abwarten. Wohl auch deshalb arbeitet man zusätzlich an Streaming-Formaten. Etwa mit Karnevalsvertretern an einem Karnevals-Stream für das Frühjahr.
Dennoch, wenn die Kufa öffnen dürfte, ginge es im Dezember beispielsweise mit den Konzerten des Jazzherbstes oder auch Mathias Richling – einer der wenigen, die noch nicht auf 2021 verschoben haben – weiter. Grundsätzlich gelte für die Kufa: „Wir wünschen uns klare Aussagen von den Verantwortlichen.“
Auch das Theater Krefeld und Mönchengladbach steht in den Startlöchern für das Fortsetzen des Spielplans ab Dezember. Fragt man Philipp Peters, Pressesprecher des Theaters, so berichtet er, dass man durchaus optimistisch sei, ab Dezember spielen zu können. Und wenn es die Erlaubnis gebe, so wie geplant, das vorgesehene Programm. Wie häufiger vom Theater in diesen Tagen zu vernehmen, spricht er auch von dem Wunsch um ein „differenzierteres Konzept“ in Bezug auf die Kultur während der Pandemie.
Theater plant Betrieb ab Dezember mit reduzierten Plätzen
Wahrscheinlich werde man aber mit den auch schon vor dem Lockdown verschärften Bedingungen arbeiten. Das heißt mit rund 170 Plätzen auf Abstand im Theater Krefeld – darauf stelle man sich ein. Viele Vorstellungen sind ausverkauft. Auch die Schulvorstellungen etwa für „Des Kaisers neue Kleider“ (Premiere ist für 1. Dezember geplant) könnten möglich sein. Zumindest mit maximal zwei Schulen. „Wir haben alles mit den Schulen besprochen“, sagt Peters. Es liege nur daran, ob das Theater überhaupt spielen dürfe oder eben im Lockdown sei. Weitere geplante Premieren wie Don Pasquale in Mönchengladbach oder auch am 8. Dezember „Die Winterreise“ als Ballett-Liederabend-Hybrid werden derzeit zur Premierenreife geprobt.
Anfang Dezember wird das Theater übrigens die zweite Hälfte ihres Spielplans für diese Saison vorstellen – wie schon jetzt natürlich alles Corona-taugliche Produktionen, bei denen alle Vorgaben aller Behörden berücksichtigt werden.
Von den Kunstmuseen Krefeld, die derzeit auch geschlossen haben müssen, erreichten wir den Kunstvermittler Thomas Janzen. Wie schon berichtet, die kommende Ausstellung (Sammlungssatellit von Marcel Odenbach) ist fertig und warte darauf, aufgemacht werden zu dürfen, erklärte er. Derzeit rechne man damit, dass es ab dem 1. Dezember wieder losgehe. Termine wie Führungen und sogar Programme für Kinder und Jugendliche sind für Dezember vorbereitet. Darüber informiert ausgiebig die Internetseite der Kunstmuseen.