Krefelder Museen Linn wird zum Drive-in-Museum
Krefeld · In Zeiten von Corona und geschlossenen Kunst- und Kulturstätten gehen das Museum Burg Linn und das Deutsche Textilmuseum am 22. November neue Wege.
Am 22. November zwischen 11 und 16 Uhr werden das Museum Burg Linn und das Deutsche Textilmuseum öffnen. Und dies ganz legal, trotz Lockdown. Wie das geht? Nun, wie die WZ schon am Freitag berichtete, haben die beiden Leiterinnen der zwei Krefelder städtischen Museen, Annette Schieck und Jennifer Morscheiser, sich etwas Außergewöhnliches ausgedacht. Etwas, was auch unter den aktuellen Schutzmaßnahmen, wie sie in der Coronaschutzverordnung für NRW niedergeschrieben stehen, geht. Ein Drive-in-Museum. Denn Autokinos und Ähnliches sind explizit erlaubt – und wieso sollte ein „Auto-Museum“ dann nicht möglich sein? Genehmigt wurde das Ganze und läuft mit der Zustimmung der Stadt Krefeld.
Die neun Stationen des Drive-ins sind verteilt in Alt-Linn
Die Idee dazu: Mehrere, insgesamt neun, Stationen in Alt-Linn, also dem Stadtteil, in dem sich beide Museen in Krefeld befinden. An jeder Station, ausgenommen die erste, ist ein Exponat zu sehen. Natürlich Ausstellungsstücke, die man auch unter den herbstlichen Witterungsbedingungen draußen deponieren kann. In Vitrinen, „bewacht“ von Museumspersonal, das aber mehr sein soll als ein Aufpasser. Die „Besucher“ fahren mit ihren Pkw die Stationen ab, halten kurz und schauen sich das Ausgestellte an – können sogar mit dem Museumspersonal in Dialog treten. Dies geht aber wegen Auflagen seitens des Gesundheitsamtes nicht ganz so einfach. Die Behörden möchten besonders aufmerksam die hygienische Sicherheit sowohl der Besucher als auch des Museumspersonals gewährleisten. Daher dürfen beispielsweise die Fenster des Automobils nicht geöffnet werden. Kommunikation nach Außen geht – im Gegensatz zu komplexeren Lösungen wie in einem echten Autokino – über Mobilfunk. Die Telefonnummer mögen die Insassen des Autos gerne schriftlich hinter die Windschutzscheibe legen, diese kann dann von den Museums-Leuten angerufen werden.
Am Anfang (1) der Route, die übrigens ebenfalls aus Infektionsschutz nicht mit einem Fahrrad abgefahren werden darf, befindet sich ein Infostand, an dem man auch einen Flyer erhält. Am Ortseingang an der Rheinbabenstraße (siehe Grafik), werden die Besucher mit Pkw erwartet. Eine Anmeldung ist nicht notwendig und der Besuch der besonderen Museums-Route ist kostenlos. Dann geht es mit dem ersten Exponat los.
Die Station (2) gegenüber dem Bakenhof auf der Rheinbabenstraße zeigt den „Pentagondodekaeder“, über dessen Verwendung bis heute gerätselt wird. Ein Artefakt, geheimnisvoll wie es ist, das zudem übrigens als Vorbild für den neuen Krefelder Preis für Fantastische Literatur dient. An der Kirche St. Margareta (3) kann man Keramik aus dem 4. Jahrhundert bewundern, die hier vor Ort im Rheinland seinerzeit von einem Syrer angefertigt worden war. Syrische Keramik in Krefeld. An der nächsten Station (4) fährt der Besucher des Drive-in-Museums an dem Museums-Café des Museums Burg Linn vorbei. Kann es zwar ein „echtes“ Drive-in hier nicht geben, soll als Überraschung verpackt eine Kleinigkeit mitgenommen werden dürfen.
In der Albert-Steeger-Straße, zuvor biegt der geneigte Besucher links ab, befindet sich auf der Höhe der Museumsscheune die nächste Station (5). Dort erblickt man Kopien – die Originale weilen in Berlin – der „Lauersforter Phalerae“. Ein Satz an römischen Orden, die so in ihrer Art einzigartig sind. Fährt man etwas weiter, grüßt eine Ritterrüstung (6). Eine Nachbildung, aber nicht minder imposant. Sie soll auf die neu gestaltete Dauerausstellung in der Burg selbst neugierig machen.
Auf dem Andreasmarkt endet die Tour mit drei Stationen. Zunächst noch zwei vom Museum Burg Linn. Einmal eine Vorschau auf die Ausstellung „Sport in Krefeld“ mit einem Steher-Motorrad und einem Bahn-Rennrad (7). An einer weiteren Station präsentiert Christoph Reichmann Funde aus der Grabung an der Margaretenstraße – immerhin ist das Museum Burg Linn auch ein Hort der Archäologie in Krefeld.
Die letzte Station gehört zum Deutschen Textilmuseum (DTM). Doch hierzu bedarf es kurz einer Erläuterung: Da Textilien sehr empfindlich, vor allem auch lichtempfindlich sind, konnte das Museum keine Exponate zu dieser Idee beisteuern. Aber um dennoch bei dem Drive-in präsent zu sein, sind Museumsleiterin Annette Schieck und der Kurator der aktuellen Ausstellung „Drachen aus goldenen Fäden“, Walter Bruno Brix, vor Ort. Und haben gewiss auch so Spannendes zu erzählen. Zudem kann man an der Station auch Ausgewähltes aus dem Museumsshop des DTMs erwerben. Etwa den Katalog zur China-Schau; der aber nicht „übergeben“ werden darf – auch hier gilt der besondere Infektionsschutz. Bei Interesse wird der Katalog auf einen separaten Tisch gestellt und man kann ihn nehmen und das Geld (31 Euro) abgezählt hinlegen.
Kann trotz des Stillen Feiertags, Totensonntag, stattfinden
Man darf hoffen, dass das Wetter mitspielt. Die ausgestellten Exponate werden auch vergrößert auf Bannern zu sehen sein und können so ohne Probleme aus dem Auto heraus angesehen werden, selbst wenn sie im Original zu klein wären. Der Drive-in ist eine einmalige Aktion und kann am Totensonntag stattfinden. Da es sich strenggenommen um die „Öffnung“ der Museen und nicht um eine gewerbliche Veranstaltung oder ein Fest handle, erklärte man uns.