Konzert in Krefeld Skizzen aus einem sehr bewegten Leben

Krefeld · Am Freitagabend treffen sich im Kultur.Punkt der Friedenskirche überwiegend die älteren Semester. Man kennt sich, begrüßt sich herzlich, und fröhliches Plaudern füllt den Saal. Historische Fotos an der Bühne zeigen einen Trompeter – es ist Chet Baker (geboren 1929 in Oklahoma, gestorben 1988 in Amsterdam), um den sich an diesem Abend alles drehen wird.

Karin Mast und ihre Musiker (Klaus-Peter Kegel, Keyboard, Peter Schicks, Bass, Thomas Giering, Schlagzeug, Ansgar Mues, Trompete, und Gerd Rieger, Saxophon) bei ihrer Hommage an Chet Baker.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Die Sängerin Karin Mast präsentiert mit ihrem lyrisch-musikalischen Programm dem Publikum eine Hommage an Chet Baker. Stille setzt im Raum ein, als aus der Konserve leise Musik erklingt, in der eine Trompete den Ton angibt.

„Ich bin am Montag 80 Jahre alt geworden“, erklärt die Sängerin und fügt verschmitzt hinzu: „Das ist jetzt ein Wendepunkt. Denken Sie aber nicht, dass ich mich zur Ruhe setze!“ Dann stellt sie die fünf Herren ihres Ensembles vor. Es sind Klaus-Peter Kegel (Keyboard), Peter Schicks (Bass), Thomas Giering (Schlagzeug), Ansgar Mues (Trompete) und Gerd Rieger (Saxophon).

„Es kann losgehen, aber nicht mit Musik“, verkündet die Moderatorin und warnt vor, dass das Leben von Baker teils erschreckend, teils begeisternd gewesen sei. „Sex, Drugs und Jazz“ bestimmten es – und das verspricht ein vielschichtiger Einblick in ein wildes Künstlerleben und somit ein spannender Abend zu werden.

Musikalisch bieten die Sängerin und die fünf Instrumentalisten jedoch – für Nicht-Eingeweihte – ein Kontrastprogramm zu dem chaotischen Lebenslauf, den Mast thematisch gegliedert hat auf unterhaltsame Art und Weise vorträgt. Cool Jazz lyrisch, melancholisch, so lässt sich die Musik beschreiben, mit der Baker schon seine Zeitgenossen weltweit als Trompeter und auch Sänger begeisterte.

Die Interpretationen
sind Ohrenschmeichler

Passend zu der Lebensphase oder inhaltlichem Schwerpunkt interpretiert Mast, von der Band begleitet, einen Song, einen Jazzstandard auf der Feder anderer Jazzkomponisten, denn Baker hat sich nicht als Komponist betätigt.

Als eingespieltes Team lassen Karin Mast und Blue Karma die musikalische Welt Bakers einfühlsam wieder lebendig werden. Ihre Interpretationen sind Ohrenschmeichler und Balsam für die Seele. Zwei Stunden musikalischer Hochgenuss. Das begeisterte Publikum kann dem Ensemble schließlich noch eine Zugabe entlocken.

Für die Sängerin und Moderatorin soll dieser Auftritt mit einem so umfangreichen Programm in Vorbereitung und Präsentation sowie der erforderlichen großen Besetzung der letzte sein. „Mit Großem höre ich jetzt auf, das heißt der Hommage an herausragende Künstler, den Berühmten, für die ich schwärme, denen ich ein Denkmal setzen möchte.“ Sie will mit kleinen Ensembles oder einzelnen Musikern zusammenarbeiten, denn das lasse sich besser managen.

„In meinem Alter mache ich jetzt kleinere Auftritte“, sagt sie. „Aber ich will weiter machen und eines Tages auf der Bühne umkippen; das wäre wunderbar, wenn auch nicht für die Gäste dann!“, gesteht sie lachend.

Als eine Tätigkeit mit weniger körperlichem Aufwand wird sie Podcasts produzieren, denn als Sprecherin von Hörbüchern hat sie dafür auch schon reichlich Erfahrungen gesammelt. Und sie ist sicher, dass sich in der Zukunft für sie schon noch einiges Neues ergeben wird. Vielleicht entwickelt sich aus dem kurzen Gespräch nach dem Auftritt mit einem Gitarrenspieler schon etwas Neues? Gesang und Gitarre würde für Karin Mast sicherlich auch in diversen Genres passen.