Krefelder Künstler wollen keine „Pausenclowns“ sein
Die Idee, hiesige Kunst im Museum zu zeigen, stößt an der Basis auf herbe Kritik: Man hält sie für peinlich, scheinheilig und heuchlerisch.
Krefeld. "Pausenclowns" möchten sie auf keinen Fall sein. Und deshalb gehen zwölf Krefelder Künstler gegen eine Idee auf die Barrikaden, mit der Oberbürgermeister Gregor Kathstede ihnen eigentlich eine Freude machen wollte: die Ausstellung Krefelder Kunst im Kaiser-Wilhelm-Museum.
Mit seinem Vorschlag hatte Kathstede im Dezember sogar die eigene Verwaltung überrascht: Als klar wurde, dass sich die Sanierung des Museums verschiebt, beschloss er im Alleingang, das Haus für Krefelder Kunst öffnen.
Ein Konzept unter dem Titel "Quergeschnitten" wurde in aller Eile aus dem Boden gestampft. Und genau diese Vorgeschichte stört die Künstler: Hier werde "eine temporäre Verlegenheitslösung als Super-Idee verkauft". Das solle "nur die langjährige Vernachlässigung der lokalen Kunstszene kaschieren".
In einem Brief machen zwölf namhafte Vertreter der lokalen Szene ihrem Ärger Luft, unter ihnen auch Doris Kaiser, die momentan in der Galerie Fochem ausstellt, und Brigitta Heidtmann vom Bundesverband Bildender Künstler. Das Schreiben geht an den OB, die Museumsleitung, den Kulturdezernenten, örtliche Kunstvereine und die Politik.
Die Aussagen sind an Deutlichkeit nicht zu überbieten: Die Künstler fühlen sich durch die Aktion instrumentalisiert: "Tatsächlich werden hier mit geheucheltem Interesse von Politik und Museumsleitung lediglich Dumme gesucht, die eine von beiden Seiten zu verantwortende Lücke schnell und billig füllen soll", erklären die Künstler.
Aus dem Brief spricht eine Enttäuschung, die sich über Jahre angestaut hat. Kunst scheine in Krefeld der Abteilung Stadtmarketing zugeordnet. Statt nachhaltiger Förderung gebe es "geschmackvoll dekorierte Schaufenster" bei Veranstaltungen wie "Ab in die Mitte".
Auch Museumschef Martin Hentschel und seine Stellvertreterin Sylvia Martin müssen Kritik einstecken. Sie hätten sich entgegen aller Verlautbarungen nie um die Krefelder Kunstszene gekümmert. Jetzt von "Basisarbeit" zu reden, sei "nach Jahren der Ignoranz schlicht scheinheilig".
Die Künstler wünschen sich regelmäßige Studio-Ausstellungen hiesiger Künstler im Museum und dauerhafte Förderung. Auf "peinliche Alibiveranstaltungen" können sie verzichten.