Krefelder Kulturpolitik: "Wer kein Geld hat, fliegt raus"
Die Stadt Krefeld lässt Künstler selbst für Ausstellungen zahlen.
Krefeld. So zart und zerbrechlich wirken die Kunstwerke aus Stoff und Papier - es scheint fast absurd, dass sie nun zum Stein des Anstoßes werden. Dennoch sorgt die aktuelle Ausstellung im Deutschen Textilmuseum in Krefeld für Empörung in Künstlerkreisen. Grund: Die Stadt hat den Teilnehmern, die aus Japan, Südkorea und Europa stammen, weder die Anreise zur Eröffnung bezahlt noch den Transport der Skulpturen und Bilder übernommen. Wer dabei sein wollte, musste aus eigener Tasche zahlen.
Dieses Vorgehen ist mehr als unüblich. "Das ist eine Krefelder Nummer, das gibt es nirgendwo sonst", sagt ein Branchenkenner, der lieber nicht genannt werden möchte. "Wenn dieser groteske Auswuchs Schule macht, haben wir eine neue Form von Ausbeutung erreicht." Allerdings sei das Vorgehen des Museums auch "Ausdruck der Verzweiflung".
Denn die finanzielle Ausstattung der Krefelder Museen, die ohnehin nicht üppig war, hat aktuell nochmals gelitten. Das Textilmuseum, von der "Stadt wie Samt und Seide" als Aushängeschild beworben, hat 2011 für Ausstellungen gerade 16.000 Euro zur Verfügung - insgesamt. Vor zehn Jahren war es das Doppelte.
Der kommissarischen Leiterin Isa Fleischmann-Heck ist die Sache spürbar peinlich. Sie verweist jedoch darauf, dass gerade Asiaten die Schau als Forum nutzen: "Sie sind stolz, hier auszustellen."
Der Bundesverband Bildender Künstler am Niederrhein will diese Entschuldigung nicht gelten lassen. Die Vorsitzende Brigitta Heidtmann spricht von einer "wunderbaren Methode, die politisch Verantwortlichen immer stärker aus ihrer Verantwortung für die Kultur zu entlassen". Der "Selbstausbeutung" von Künstlern werde Vorschub geleistet: "Wer Geld hat, kann ausstellen. Wer keins hat, fliegt raus."