Musik Krefelder mit Ballermann-Hit "Mama Laudaaa" dick im Geschäft

Julian Pohlmann und Leonhard Munz landen als Duo „Specktakel“ mit „Mama Laudaaa“ ein erfolgreiches Debüt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das rote Badetuch haben sie sich schon mal umgeschlungen. Auch das weiße Poloshirt sitzt, der Kragen noch nach unten geklappt. Einer großen Karriere am Ballermann steht jetzt eigentlich nichts mehr im Weg. Noch sitzt das Duo „Specktakel“, bestehend aus Julian Pohlmann (22) und Leonhard „Lenny“ Munz (27), aber zu Hause in Kliedbruch an Mutters Esstisch. Ihr erster Partyschlager „Mama Laudaaa“ wird als Sommerhit des Jahres gehandelt. Und das nicht ohne Grund: Schon 4,5 Millionen Aufrufe zählt der Song auf Youtube. Seit der Veröffentlichung Anfang Februar steht er in der Top ten der Schlagercharts und auf Platz eins in den Ballermann-Charts. Etwas, was beide bis heute kaum glauben können.

„Das war überhaupt das Erste, was wir jemals zu Papier gebracht haben in Form eines Songtextes, wenn man mal ehrlich ist“, gibt Pohlmann zu. Das Duo trägt sein Herz auf der Zunge. Nicht die schlechteste Eigenschaft für angehende Ballermann-Stars. Schon als Kinder haben sie sich beim Wasserball bei der Schwimmvereinigung Krefeld kennengelernt. Heute zeugt von dieser Zeit ein Tattoo am Bein.

Eins wussten beide schon immer: dass sie „irgendwie“ auf die Bühne wollen. Was immer eine ferne Idee war, wird 2017 innerhalb weniger Monate konkret. Per Zufall bekommen die beiden Kontakt zur Schlagerszene, werden auf die Ballermann Awards in Willingen eingeladen. Schon davor gibt das Duo sich einen Namen, damals noch als reines Spaßprojekt. „Wir wollten uns halt auch T-Shirts drucken für den Award. Ein Name mit Wiedererkennungswert musste her. Und der Name passt. Wir gehen aus uns raus und sind lebensfroh. Und natürlich wollten wir auch noch auf unsere Körpermasse anspielen“, sagt Munz mit einem Grinsen.

Geplant war das alles eher nicht. Doch die beiden wollen es wagen: einen Song schreiben, um als Schlagerduo durchzustarten. „Wir dachten uns halt, wenn wir’s nicht machen, macht’s wer anders. Und dann waren wir da.“ Specktakel war geboren. Die Idee für das Debüt „Mama Laudaaa“ kam Munz letzten Sommer auf Herrentour in Hamburg. Wieder zurück in Krefeld er seinen Schlager-Partner in Berlin an. „Ich fand die Idee so klasse, dass ich mich noch am selben Tag ins Auto gesetzt habe und nach Krefeld gefahren bin“, erinnert sich Pohlmann. Innerhalb von zwei Wochen haben sie dann am Text gefeilt, den Song als Sprachnotiz eingesungen und auf gut Glück in einer Mail an einen bekannten Produzenten aus Köln geschickt.

Wenig später kam der Anruf: „Wir machen das.“ Prominente Unterstützung bekam das Duo auch, vom Almklausi. Zusammen wurde dann eingesungen und produziert. Mittlerweile ist der Hit selbst zu seinem berühmten Namensgeber durchgedrungen. In einem Interview sagte Rennsportlegende Niki Lauda, er finde den Song amüsant. „Da ist man dann schon ein bisschen stolz. Das hätte vor ’nem halben Jahr auch noch niemand gedacht“, sagt Pohlmann und strahlt. Bereits im April standen die Jungs erstmals auf der Bühne, im Bierkönig am Ballermann. Ein Sprung ins kalte Wasser.

„Ich war tierisch nervös. ,Haben die Leute überhaupt Bock auf uns?’, fragt man sich kurz vorher“, sagt Munz. Auf der Bühne dann: eine Offenbarung. Weltklasse, diese Atmosphäre. Davon wollen sie mehr. Im Juni geht es los, mit den Bierkönig-Festivals durch Deutschland. Für elf Termine ist das Duo bis dato gebucht. Die intensive Zusammenarbeit hat der Freundschaft noch nicht geschadet: „Wir kommen schon extrem gut miteinander aus. Wir sind mehr oder weniger dieselbe Person. Eine sehr dicke Person aufgeteilt auf zwei etwas weniger dicke Personen.“

Selbstironisch und gut gelaunt starten die beiden in ihr neues Leben mit neuem Ziel: eine Karriere als Partyschlager-Sänger. „Das klingt vielleicht albern, aber ich setze wirklich alles auf eine Karte. Unser Job ist es jetzt, Partys zum Kochen zu bringen. ,Junge, willste nicht was Vernünftiges machen’, höre ich natürlich auch oft. Aber Leute zu bespaßen, sie dazu animieren, sich einfach mal gehen zu lassen, ist halt unser Ding.“ Dass dann später auch mal ein Wechsel vom Party- in den Popschlager möglich ist, will Pohlmann nicht ausschließen: „Ich höre selbst auch unglaublich viel Schlager. Früher oder später, im gesetzten Alter dann, wäre das ein super geiles Ding.“ Munz ist da noch skeptisch: „Du als Helene Fischer von der Decke schwebend? Na ich weiß nicht.“

Auch wenn jetzt die große Karriere winkt, wisse beide: Ohne Unterstützung von zu Hause läuft nichts. Ob es die Freunde sind, die Verständnis dafür haben, dass die Zeit im Moment eher knapp bemessen ist, oder die Eltern, die einem „mal in den Poppes treten“, was die neue Sache mit der Selbstständigkeit angeht. Das Duo hofft, bald wieder im Bierkönig auf der Bühne zu stehen, sieht seine Zukunft aber auch gelassen. „Alles entspannt. Uns gibt’s ja erst seit Januar.“