Kulturhafen: Neues Leben in altem Gemäuer
Wie das Projekt „Kulturhafen“ ohne großen Etat das leerstehende Howinol-Werk belebt.
Krefeld. Die alten Backsteinmauern haben faustgroße Löcher, die Fensterscheiben sind eingeworfen, und in den Ecken liegt scheinbar noch Staub aus Jahrzehnten Industriegeschichte. Die hohen Decken des ehemaligen Howinol-Werks in Uerdingen lassen jede Menge Raum für kreatives Chaos.
Fotografen und Fassadenkletterer, Krefelder Klangkünstler und afrikanische Akustik-Akrobaten haben in den vergangenen vier Jahren im dortigen "Kulturhafen" des Vereins Werkhaus angelegt. Sie erfüllen ein Gelände zumindest zeitweise mit Leben, das seit 27 Jahren auf eine dauerhaft neue Nutzung wartet.
Am kommendem Samstag startet das Werkhaus im leerstehenden Industriegebäude an der Hohenbudberger Straße sein Herbstprogramm. Die Bandbreite bleibt groß: Literatur, bildende Kunst, Musik, Theater und Open-Air-Kino, teilweise vermischt zu vielseitigen kulturellen Happenings.
Am Samstag, 9. August, ab 19.30 Uhr zeigen zum Start acht Krefelder Künstler ihre Arbeiten. Ab 21 Uhr wird es musikalisch-literarisch: Der Autor Jens Erkelenz liest aus seinen Werken, die Band "Syntonic" spielt die Musik dazu. "Danach bleibt noch Zeit für eine kleine Party", erklären die Organisatoren Anne Surga und Christian Baakes.
Wie alle Beteiligten sind sie begeistert von den Möglichkeiten des Geländes. Und stolz auf das, was seit 2004 dort geschaffen wurde. "Es gibt praktisch keinen Etat für dieses Projekt", erklärt Georg Dammer, Geschäftsführer von Werkhaus. "Wir stecken nur unsere Arbeit da rein." Dass die Stadt, die Politik und Grundstücksinhaber Heinrich Yoksulian so gut mitgezogen haben, hat laut Dammer auch etwas mit "einer politische Grundaussage" zu tun.
Der "Kulturhafen" sei ein Stück lebendige Stadtteil-Entwicklung für Uerdingen.Das sieht auch die Künstlerin und Grünen-Politikerin Monika Nelles so, die das Projekt mit ihrem CDU-Kollegen Werner Näser von Anfang an unterstützt hat. "Die Lage des Geländes direkt am Rhein ist doch hinreißend", meint Nelles. "Überall auf der Welt würde das vernünftig genutzt - nur hier nicht."
Zum Glück habe sich der "Kulturhafen" inzwischen hervorragend etabliert, betont die Künstlerin: "Solche Projekte brauchen wir. Nicht irgendwelche kleinen Gags, die mit riesigem Aufwand durchgeführt werden."