NRW-Stiftung: Ein neues Heim für Käfer im Park
Pläne für Umzug der Entomologischen Sammlung in Haus Schönhausen.
Krefeld. Erhalten die Käfer des Dechanten Müller, die Insekten des Hans Höppner, der Mondvogel, das Nachtpfauenauge oder der Goliathkäfer demnächst eine neue Heimat?
Die Entomologischen Sammlungen der Stadt, kürzlich als bewegliches Denkmal eingetragen, sind erneut in den Blick der NRW-Stiftung Natur, Heimat, Kultur geraten. Kurzum: Es gibt Pläne, nach denen die weltberühmten, einzigartigen Sammlungen in der Schule an der Marktstraße noch einmal, und dann hoffentlich endgültig, umziehen sollen - in das altehrwürdige Haus Schönhausen an der Uerdinger Straße.
Kämen diese Pläne zum Zuge, wäre die Stadt Krefeld gleich mehrere Sorgen los. Die alte Schule an der Marktstraße, die von Teilen der Politik als lohnende Verkaufsmasse angesehen wird, würde wieder frei und stünde zur Disposition. Zum gleichen Zeitpunkt wäre auch das Problem eines bisher erfolglosen Verkaufs von Haus Schönhausen geklärt.
Bekanntlich ist die Stadt am Verkauf dieser alten, herrschaftlichen aber sanierungsbedürftigen Villa interessiert, um mit dem Erlös die Musikschule der Stadt, die im Haus Schönhausen und im benachbarten Haus Sollbrüggen untergebracht ist, durch Renovierung und zusätzliche Bebauung auf Haus Sollbrüggen zu konzentrieren. Drittens wäre die Stadt ihre Sorge um den Bestand und die Erhaltung der weltweit bekannten Sammlungen los, denn die Stiftung, die in irgendeiner Form Teileigentümer würde, müsste für die Sammlungen dann finanziell aufkommen.
Die NRW-Stiftung könnte Schönhausen für eine bestimmte Geldsumme erwerben, die dann Sollbrüggen zugute käme. Schon einmal hatte sich die NRW Stiftung in Krefeld besonders engagiert und vor zehn Jahren die Paramentenweberei Gotzes an der Luisenstraße mit 700000 Mark finanziell unter ihre Fittiche genommen.
Der Landesstiftung stehen jährlich etwa sechs bis sieben Millionen Euro zur Verfügung. Den Krefelder Entomologen half sie mehrfach bei der Anschaffung von wissenschaftlichem Gerät und dem Ankauf einer Feuchtwiese.
Die Pläne durchlaufen derzeit ein Prüfungsverfahren. Wie Winfried Rassel von der Stiftung der WZ gegenüber erklärte, sei "der Entomologische Verein in Krefeld der Stiftung gut bekannt und gilt als überaus vertrauenswürdig". Das klingt gut. Allerdings wissen viele Vereine und Organisationen von der Stiftung. Zuletzt hatte übrigens noch der Verein zur Rettung der Geismühle 80000 Euro erhalten.
Am Donnerstag waren Vertreter der Stadt Krefeld noch nicht bereit, zu diesen Plänen Stellung zu nehmen. Sicherlich will man auch noch das Prüfungsverfahren und den endgültigen Beschluss des Stiftungsvorstands abwarten. In Kreisen der Kommunalpolitik ist das Thema, soweit schon zu überschauen, überwiegend mit Wohlwollen aufgenommen worden. Das liegt vielleicht auch daran, dass verschiedene Verhandlungen über den Verkauf von Haus Schönhausen in der Vergangenheit an den Auflagen des Denkmalschutzes scheiterten.
Das Wohlwollen, wenn nicht sogar Begeisterung, hört man vor allem von den Betroffenen selbst, dem Entomologischen Verein. Martin Sorg vom Vorstand: "Ich begrüße es, wenn diese Sammlungen eine gesicherte, dauerhafte und harmonische Unterkunft erhält." Viele Probleme der Zukunft seien dann gelöst: "Da käme ein Denkmal in ein Denkmal. Das passt einfach zusammen."
Seit der Unterbringung der Sammlungen an der Markstraße hat sich übrigens die Zahl der Besucher ständig erhöht.