Friedenskirche Kunst beweist Gespür für den Kirchenraum
Künstler aus Litauen und Deutschland zeigen in der Friedenskirche und im Kulturpunkt bis zum 6. Dezember auch ironische Installationen.
Krefeld. Kräftige Seile sind über das Mittelschiff der Friedenskirche gespannt. An den Seiten hängen sie locker herab und bilden ein rahmendes Tor vor dem Altarbereich. Erst bei näherer Betrachtung sieht man, dass die zwölf Meter langen Seile aus dünnen Gazestoffen geflochten sind und ihr Gewicht eine optische Täuschung ist.
Die eindrucksvolle Installation ist Teil einer außergewöhnlichen Ausstellung, für die sich Künstler aus Deutschland und Litauen zusammengefunden haben. Geschaffen hat sie Czaja Braatz, die als Mitglied der Krefelder Künstlergemeinschaft ihre Arbeiten mehrfach gezeigt hat. 2012 war sie mit den Künstlern Christiane B. Bethke und Alfred Kaufner ins Nationalmuseum Vilnius geladen.
Für die jetzige Schau sind fünf Künstler von dort nach Krefeld gekommen. Gemeinsam haben sie eine Ausstellung geschaffen, die sich durch großes Gespür für den Ort, speziell den Kirchenraum, auszeichnet.
Im Altarraum sind großformatige Aquarelle von Diana Radaviciuté zu sehen. Mit ihren mal kräftigen, mal transparenten Farbverläufen in Blauschattierungen erinnern sie an Wasser, lebendiges Element und Symbol für die Taufe. Eine zweite ganz poetische Installation hat die Künstlerin im Kirchturm verwirklicht. Vor der großen Fensterrosette hat sie durchsichtige Blütenformen aus Kunststoff aufgehängt, die die Fensterflächen teilweise bedecken, teilweise an Fäden frei im Raum schweben. An zarte Flügel erinnern die Blätter oder auch an stilisierte Engel.
Ebenfalls im Turm gibt es eine interaktive Soundinstallation von Aisté Valiuté und Daumantas Plechavicius. Einige Stufen geben bei jeder Berührung Geräusche von sich. „Step by Step“ sagt eine Stimme dazu. Die Allgegenwärtigkeit elektronischer Geräte wird hier ironisiert.
Geräuschen aus einer anderen Welt, nämlich dem Weltall, begegnet man oben im Turm. Die intergalaktischen Klänge, die man über einen Kopfhörer hört, passen gut in die Abgeschiedenheit des alten Kirchengemäuers. Dainius Dapkevicius hat diesen speziellen Sound für menschliche Ohren bearbeitet.
Von dort aus führen die Stufen auf den Steg, der über dem gesamten Kirchengewölbe verläuft. Schon viele Künstler haben sich von diesem faszinierenden Ort inspirieren lassen. Saulius Valius hat ein feines Netz aus Fäden gespannt, das an eine Konstruktionszeichnung erinnert. Eine rotierende blaue Videoprojektion steigert die geheimnisvolle Atmosphäre ins Mystische.
Wieder unten im Kirchenraum, auf der Empore, hat Christiane B. Bethke die Sitzbänke mit Schriftkarten und weißem Marmormehl bestückt. Die Form der abwesenden Gesangsbücher bilden im Mehl Leerstellen, die Schriftkarten erinnern ebenfalls an die Präsenz des Wortes in der Kirche. Der Bildhauer Alfred Kaufner ist der einzige Künstler, der im benachbarten Kulturpunkt vertreten ist. Seine plastischen Arbeiten aus Glas, Stein und Metall hinterlassen einen starken Eindruck. Friedenskirche, Luisenplatz 1; Mo. bis Fr. 11-16 und So. 11- 13 Uhr und zu Veranstaltungen; bis zum 6. Dezember.