Kaiser-Wilhelm-Museum KWM: Werke enthüllen ihre brutalen Motive erst auf den zweiten Blick

Fabian Marcaccio, Künstler aus New York, war im Kaiser-Wilhelm-Museum zu Gast und sprach über Malerei.

Foto: Stadt Krefeld

Krefeld. Der argentinische, in New York lebende Künstler Fabian Marcaccio beeindruckte 2012 mit seiner Ausstellung „Some USA Stories“ die Krefelder Museumsbesucher. Im Haus Esters präsentierte Marcaccio, Jahrgang 1963, zwölf eigens für die Mies-Villa angefertigte großformatige Arbeiten, die sich thematisch der dunklen Seite der jüngsten amerikanischen Geschichte widmen. Anlässlich der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums kam Fabian Marcaccio aus New York, um mit Museumsleiter Martin Hentschel über Werke in der Ausstellung „Das Abenteuer unserer Sammlung I“ bei einem Rundgang zu sprechen.

Im großen Lichtsaal sind seine Bilder „Eric & Dylan“ (2011) sowie die Neuerwerbung „The Lynching Of Mary Turner“ (2013) zu sehen. Den Ausgangspunkt nahm der Rundgang bei Claude Monet und dessen „Parlament, Sonnenuntergang“ (1904). „Das Grün macht das Bild aus“, meinte Marcaccio und richtete seinen Blick dicht an das Gemälde. Er gehe gerne ganz nah an Bilder heran, um sie zu scannen.

„Man geht so in den Akt des Malens“, sagte der Künstler. Neben dem Monet hat Hentschel zum Thema „Licht“ Arbeiten von Herbert Hamak gestellt. „Ich mag seine Arbeiten sehr“, so Marcaccio und fügte hinzu, dass ihm das Konzept dieses Raumes sehr gefalle. Der Tross zog mit Zwischenstopps weiter zu Morris Louis, Piet Mondrian und Peter Halley. Im großen Lichtsaal galt der nächste Halt den Werken von Gerhard Richter und Sigmar Polke. Beide sehe er als Künstler, die sich mit der deutschen Vergangenheit auseinandersetzen, wobei er dem Werk von Polke näher stehe, so Marcaccio.

Mit reichlich „Handarbeit“ erläuterte Marcaccio dann abschließend seine Arbeitsweise beispielhaft an „Eric & Dylan“ (2011) sowie „The Lynching Of Mary Turner“ (2013). Er verwendet sehr grob strukturierte Malflächen, die aus dicken Hanfschnüren und teilsweise aus Kletterseilen geflochten werden (rope-paintings). Während die Leinwand bei der herkömmlichen Malerei unter der Farbe verschwindet, sind die großmaschigen Netze wesentlicher Teil der Werke im Zusammenwirken mit der Farbe.

Die Farbmaterie wurde teils durch die Gitterstrukturen der Flechtwerke von hinten gepresst, so dass Reliefs auf der Vorderseite bis in den Raum ragen. Neuerdings gebraucht er sogar Objekte, die er im 3D-Drucker anfertigt und einfügt. Nur mit Distanz lassen sich seine Bilder gut erkennen, denn die Abbilder erwachsen aus einer äußerst dicken Farbmaterie. Je näher der Betrachter an die Werke herantritt, desto mehr verschwimmen sie in einem Farbenwirrwarr. „Wenn Sie mit ihrem Handy ein Foto machen, können Sie es auch gut erkennen“, so der Künstler.

Seine Momentaufnahmen der US-Gesellschaft stecken trotz des teils leuchtenden Farbenspiels voll erkennbarer oder zu entschlüsselnder Gewalt und Tod, wie bei den Schülermorden an der Columbine Highschool („Eric & Dylan“). Basierend auf einem Polizeifoto mit den beiden toten Tätern hat Marcaccio eine erschütternde Szenerie geschaffen, in der die Leiber der Mörder verkrümmt wieder zu erkennen sind. Durch die Bergseile sind die Körper wie Marionetten gebunden. Red