Linn: Modisch auch in der Trauer
Schwarz ist die vorherrschende Farbe bei „Schwermut und Schönheit“ im Textilmuseum.
Linn. Dass Trauer und elegante Kleidung einander nicht ausschließen, zeigt die Ausstellung "Schwermut und Schönheit", die am Sonntag (11 Uhr) im Textilmuseum eröffnet wird. Der Titel beschreibt treffend die beiden Pole, zwischen denen sich vor allem die weibliche Trauerkleidung in vergangenen Zeiten bewegte.
"Immer weniger Menschen legen heute Wert darauf, ihre Trauer durch schwarze Kleidung zum Ausdruck zu bringen", sagt Mitinitiatorin Kerstin Gernig vom Kuratorium Deutsche Bestattungskultur in Düsseldorf.
Eine wichtige Rolle spielt das Museum of World Funeral Culture in Novosibirsk, das eine Sammlung von über hundert Trauerkleidern verschiedener Epochen besitzt. Dabei handelt es sich nicht um Originale. Russische Kostümbildner und Modeschöpfer haben die Kleider nach alten Vorlagen nachgeschneidert.
Die Schau in Krefeld legt den Schwerpunkt auf das 19. Jahrhundert und zeigt am Beispiel von 45 verschiedenen Roben, wie sich modische Finessen auch in Trauerkleidung widerspiegeln.
Von der schmalen Silhouette des Empire bis hin zur Wespentaille und weit ausladenden Röcken des viktorianischen Zeitalters reicht das Spektrum. Auf violetten Podesten sind die teils prächtigen Roben platziert, getrocknete Rosenblätter unterstreichen den melancholischen Unterton des Sujets. Schwarz ist die vorherrschende Farbe, doch nach Ablauf eines Trauerjahres wurden auch violette oder dunkelrote Partien an den Kleidern geduldet.
Die Stoffe durften nicht glänzen. Umso üppiger fielen dagegen Verzierungen mit Rüschen, Spitzen oder Stickereien aus. "Man beobachtet bei der weiblichen Trauerkleidung auch eine zunehmende Erotisierung" sagt Isa Fleischmann-Heck vom Textilmuseum. Beispiel dafür ist in der Ausstellung ein reizvoll geschnittenes Ballkleid. Eine Witwe wollte damit signalisieren, dass sie trotz Trauer auch einer neuen Verbindung nicht abgeneigt wäre. In dem ernsten Thema spiegelt sich ein wichtiges Stück Kulturgeschichte wider, das auch Fragen zum heutigen Umgang mit Tod und Trauer aufwirft.