Literaturübersetzung: Von Schokolade verführt
Sandra Fuertes Romero hat auf eigene Faust einen spanischen Bestseller in Deutsche übersetzt.
Krefeld. Es war einmal eine junge Frau, die verliebte sich in ein spanisches Buch. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als es ins Deutsche zu übersetzen, damit auch andere es lesen könnten. Und das Schicksal erfüllte ihren Wunsch.
Ohne Fleiß und Durchhaltevermögen allerdings wäre dieses kleine Märchen für Sandra Fuertes Romero nicht wahr geworden. Drei Jahre hat es gedauert, bis „Schmeckt nach Schokolade“ von José Carlos Carmona in ihrer Übersetzung vorlag, erschienen im eigenen Verlag Maibook.
In diesen drei Jahren musste eine Menge bewegt werden. Am Anfang stand ein Besuch bei der Verwandtschaft in Spanien. Dort wurde sie von einem schokobraunen Bucheinband in einem Drehständer magisch angezogen. Sie kaufte sich „Sabor a chocolate“, verschlang das Buch an einem Abend und war verliebt.
Autor José Carlos Carmona ist eine schillernde Gestalt im geistigen Leben Südspaniens. Er ist Philosoph, Dirigent, hat eine Professur für Kreatives Schreiben, eine eigene Radiosendung und erhielt für diesen Roman einen literarischen Preis der Universität Sevilla. Sandra Fuentes Romero nahm Verbindung zu ihm auf: Er konnte sich eine Übersetzung ins Deutsche gut vorstellen.
Allerdings lagen die Rechte beim spanischen Verlag, und der antwortete nicht auf die E-Mails aus Krefeld. Sandra Fuentes Romero ließ jedoch nicht locker. Sie besuchte den Stand des Verlags auf der Buchmesse in Frankfurt. Dort traf sie auf eine engagierte Mitarbeiterin, die ihr die Übersetzungsrechte verkaufte.
Mit ihrem Kommilitonen Vasili Bachtsevanidis — ein Deutscher mit griechischen Wurzeln und großer Passion für Spanien — machte sich Sandra Fuentes Romero ans Übersetzen. Immer abends, wenn ihre vier Kinder im Bett waren. 100 kurze Kapitel erzählen eine europäisch-amerikanische Geschichte im 20. Jahrhundert, in der Schokolade die Rolle des Verführers spielt.
Damit sie das Buch auch veröffentlichen konnte, hat Sandra Fuertes Romero kurzerhand einen Verlag gegründet: Maibook. Die Gestaltung des braunen Einbands mit geschwungener Schrift und den Silhouetten zweier Schachfiguren lag in der Hand ihres Mannes Laurenz Bick. Er ist Grafiker und hat ihr Engagement in jeder Hinsicht unterstützt.
Sandra Fuertes Romero macht jetzt an der Uni Düsseldorf ihren Master im Fach „Literarisches Übersetzen“. Das neue Buch von José Carlos Carmona steht auch schon in ihrer Bibliothek.