Michael Siemon - Ein Tenor aus Leidenschaft
Michael Siemon ist seit Jahresbeginn am Stadttheater engagiert.
Krefeld. Michael Siemon gehört zu den Menschen, die schon vor Schulabschluss wussten, was aus ihnen werden soll — nämlich Tenor. Er hat Gesang studiert und ist seit Jahresbeginn am Stadttheater engagiert. Den Mönchengladbachern hat er sich bereits in der Operette „Die Fledermaus“ vorgestellt. Und auch die Besucher der beiden Opernbälle konnten ihn schon hören.
Der lyrische Tenor, Jahrgang 1979, ist ein ernsthafter junger Mann mit einem freundlichen Lächeln. Beim Gespräch über seinen Beruf und seine Ambitionen wirkt er nachdenklich, strubbelt sich zwischendurch durch das dunkle Haar.
Er habe im Kinderchor gesungen, erzählt er, und später habe ihn ein Chorleiter mit zum Gesangslehrer genommen. „Nach drei oder vier Unterrichtsstunden war mir klar, dass ich genau das tun will“, sagt Siemon und ergänzt: „Ohne zu wissen, was das bedeutet.“
Für Siemon ist das Singen „ein Beruf, in dem man sich wohlfühlen kann, ein Beruf, der mir auch sehr viel zurückgibt“. Das war auch bereits in Gera-Altenburg so, wo Siemon vorher engagiert war. Dort sang er den Don José in Bizets „Carmen“ und auch jedes Jahr eine Partie in einer Oper des 20. Jahrhunderts von sehr selten gespielten Komponisten wie Walter Braunfels, Jaromir Weinberger oder Pavel Haas. Selten aufgeführt wird auch die Oper „Maskerade“ des dänischen Komponisten Carl Nielsen, in der Siemon auftreten wird. Premiere in Krefeld ist am 12. Mai.
Wenn Siemon an die Partien denkt, von denen er als Student geträumt hat, ist er sehr zufrieden: „Ich bin glücklich über das, was ich schon singen durfte.“ Mozart zum Beispiel: Mit der Arie des Tamino aus der Zauberflöte „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ hat er beim Vorsingen überzeugt.
Siemon legt aber auch auf das Szenische einen großen Wert. „Eine Aufführung muss doch auch was zum Angucken sein“, sagt der Sänger. Er mag Inszenierungen, an denen sich Zuschauer wie Künstler erfreuen. Und bisher waren alle Partien, in denen er aufgetreten ist, von dieser Art.
Siemon ist sportlich, malt gerne und sagt: „Es gibt ganz viele Dinge, für die ich mich interessiere.“ Allerdings fehle manchmal die Zeit. „Meine Freunde müssen sehr flexibel sein“, sagt er, denn seine Arbeitszeit beginnt am Vormittag mit Proben und endet in der Nacht mit Auftritten.
Siemon wohnt mit seiner Freundin in einer Kleinstadt, ganz nah am Stadtrand, wo er schnell in der Natur ist. Mit seiner neuen Umgebung hat er sich schon vorher befasst: Er hat ein dickes Standardwerk zur Geschichte des Niederrheins gelesen.