Kultur vor Ort Kleinkunstfestival ging online
Krefeld · Das betont lokale Oppumer Kulturfest verlegte sein Programm diesmal auf Youtube und bot ein sehr bunt gefärbtes Angebot.
Das Oppumer Kleinkunstfestival fand dieses Jahr nur online statt. Wäre es sonst auch das dreizehnte Festival gewesen, so hieß es diesmal aus diesem Grund nur das „Zwölfeinhalbte“. Ein großer Nachteil: das Publikum musste auf die besondere Stimmung vor Ort verzichten. Ein Vorteil wiederum: der interessierte neugierige Beobachter konnte sich von Zuhause aus über Laptop, Handy oder vielleicht sogar TV-App ein Eindruck von den Programmen machen. Und da gab es schon so manches Highlight bei dem von der Katholischen Kirchengemeinde St. Ausgustinus in Krefeld-Oppum veranstalteten Festival.
Mithilfe von rund 100 Menschen wurde das Festival erst möglich
Beispielsweise eine herrlich dadaistische aber über jeden künstlerischen Zweifel erhabene Performance der Band „Omnibus Prime“ alias Sound Pregnancy am „Bands and Friends Abend“ am Donnerstag. Die in einem mit viel Liebe zum schrägen Sciencefiction-Detail gedrehten Video, etwas zwischen Helge Schneider, einem Stephan Raab auf Ecstasy und dann doch irgendwie nach Queen klingend präsentierten. Gerne auch mal „Revolution 9“ von den Beatles heraufbeschwörend. Alles in spacig trashigen Kostümen. Musik gab es auch noch von Rock am Ring Krefeld (der Band der Lebenshilfe), Sweet Corrosion, Emma Lemmen und Rhythm of Cure.
Das Lokale, Kulturmacher vor Ort, die mit ihrer kreativen Energie Tag für Tag dafür sorgen, dass es auch in den Stadtteilen immer wieder herrlich schöne, mal auch etwas schräge, aber immer absolut engagierte Momente voller Liebe zur Kunst gibt, ist wichtig. Wussten Sie, dass es gut 100 Menschen braucht, selbst wenn es nur online stattfindet, um das Oppumer Kleinkunstfestival möglich zu machen?
So etwa spürt man in fast jeder Sekunde von dem Theaterabend mit dem Improtheater „Theater Ohne Alles“, das am Samstagabend auf Youtube zu sehen war, wie sehr den Akteuren ihre gemeinsame Aktivität am Herzen liegt. Trotz Corona soll es möglich sein, Improvisationstheater zu machen. Indes kommt von der prickelnd heiteren, mal komischen, mal etwas kratzbürstigen Stimmung, die diese Art des Theaters auszeichnet, über den Bildschirm nur ein Filtrat ’rüber. Die reale Verbindung zwischen Publikum und Spielern vor Ort ist nicht zu ersetzen.
Wobei es die Möglichkeit gab, sich als Publikum über Youtube-Chat zu beteiligen. Moderiert von Sebastian Späth gab es eine wunderbar bunte Bandbreite an Szenen und urkomischen Situationen mit Janina Dietsch, Alina Batzdorf, Domenik Staffen, Siggi Schulz-Piaseki und Artin Menne zu sehen.
Und es wäre echt schade gewesen, wenn man etwa das „Zombie-Pferd“ namens Goldgigolo hätte verpassen müssen.
Aber dieses Jahr gab es noch mehr. Poetry-Slam von den Oppumer Jugendeinrichtungen Casablanca und Kagawa, mit jugendlich passender Musik bespickt von Jona Hakes. Für die ganz lokale Kultur – jene vor Ort in den Stadtteilen, die wir eben schon erwähnten – ist es essenziell, auch mit jungen Menschen in Dialog zu treten, sie vor Ort einzubinden. Natürlich leisten auch große Institutionen ähnliches, doch ist es dennoch etwas anderes, wenn man als junger Mensch in unmittelbarer Nachbarschaft gemeinsam mit Freunden kreativ werden kann. Und was den Slam angeht: Ob nun ganz jung (Jessica, Lotta, Mia, Hannah, Nele, Maria und Nelia) oder schon größer (Katharina J. und M., Hailung, Jette, Lea, Lilli Rieke und Emma), es gab viele besondere Momente. Mit guten Ideen und schön formulierten poetischen Gedanken präsentierten sich die jungen Slammer, angeleitet von Ursula Hakes und Sandra Hillesheim. Moderiert wurde der Abend von Martina Lemmen und Henry.
Es gab auch einen kleinen Wettbewerb, auch wenn eigentlich alle Gewinner waren, weil das Erlebnis, seine Gedanken auf die Bühne zu bringen, schon ein Gewinn ist, so wurde schließlich doch ein Teilnehmer zum Sieger gekürt: In der Gruppe eins „Hanna“. Emma mit ihrem Text „Zauberflöte“ gewann in Gruppe zwei. Übrigens: Solche Erfolgserlebnisse sind gerade für junge Menschen sehr prägend, positiv bestärkend. Ein Grund mehr, allen Beteiligten, auch hinter dem Projekt, zu danken.
Am Sonntag gab es darüber hinaus noch einen ökumenischen Kleinkunstgottesdienst, bei dem auch Live-Publikum zugegen sein durfte. Das Festival endete am Sonntagabend ab 20 Uhr mit dem „Kleinkunstabend“.
Wird das neue digitale Format des Oppumer Kleinkunstfestivals auch für die Zukunft Schule machen? Hoffen wir, dass nächstes Jahr Corona passé ist – eine Option und schöne Ergänzung ist Youtube allemal.