Wettbewerb Poetry Slam mit Schweizer Dialekt gewinnt

Bereits zum neunten Mal fand das Jahresfinale des Papp-a-la-Papp-Wettbewerbs unter Moderation von Johannes Floehr statt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Poetry Slam ist doch die Veranstaltung, bei der, zumeist junge Leute; auf die Bühne gehen und irgendetwas Lustiges vortragen, oder? Nicht ganz. Beim lyrischen Dichterwettstreit, wie der Poetry Slam auch genannt wird, geht es nicht nur um lustige Texte, wie auch im Jahresfinale des „Papp-a-la-Papp-Poetry-Slams“ wieder deutlich wurde. Um zu Beginn eine Lanze für Krefeld zu brechen, eine Aufgabe, die ansonsten immer Johannes Floehr, Moderator und Lokalpatriot, für sich beansprucht, stellt Neu-Krefelder und Slammer Björn Gögge außerhalb der Wertung seinen neuen Text vor.

Der Münchener, dem das Gehabe um die großen Städte wie Hamburg und Berlin auf die Nerven geht, spricht sich für die Samt- und Seidenstadt aus. „Hier gibt es 19 Stadtteile, die alle am liebsten wieder eigene Städte wären“, witzelt er. Würd’ er, wie in vielen der großen Städten stets üblich, Werbung für Krefeld machen, „würd ich sagen, kommt am Montag vorbei, hier gibt’s ein Bier für 1,80 Euro und die Leute sind freundlich.“ Aber will er ja gar nicht, denn sonst könnte Krefeld auch zu einer solchen hippen Stadt werden und letzten Endes sei es ja auch egal, wo man wohnt. „Aber falls ihr Montag nicht zu tun habt, kommt doch in Krefeld rum. Ein Bier kostet hier nur 1,80 Euro“, so Gögge, der damit das Publikum auf den Abend einstimmt.

Im Folgenden dürfen acht Slammer um die Gunst des Publikums im Schlachtgarten wetteifern. Für erste Lacher sorgt Piet Weber. Der Berliner zitiert aus einem Brief an die Lehrerin seines Neffen, in dem er auf die Fragwürdigkeit des Liedes „drei Chinesen mit dem Kontrabass“ hinweist: „Was haben die Chinesen eigentlich genau getan, damit sie von der Polizei angesprochen werden“, fragt Weber das amüsierte Publikum. Lange Diskussionen hätten in seiner Familie stattgefunden, bei denen man sich nicht sicher war, ob die Chinesen nur aufgrund ihrer Nationalität angesprochen wurden.

Ernster und durchaus kritischer wird es bei Simeon Buß, Ingo Nordmann und Valerio Moser. Während Buß in einem selbst geschriebenen Rap zum „Aufwachen“ motiviert und verschiedene Verschwörungstheorien aufs Korn nimmt, beschäftigt sich Moser mit seiner eigenen Lebensgeschichte.

Der Schweizer spricht über die Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, in einem Land zu leben, in dem Krieg herrscht: „Wie will ich artikulieren, wenn sich Worte in Gewehrsalven verlieren?“, fragt er sich und schafft es damit ins Finale, genauso wie Buß.

Knapp am Finale vorbei kommt Nordmann mit seinem systemkritischen Text, in dem er sich an die Zeiten erinnert, in denen Demokratie noch selbstverständlich war. Die dritte Finalistin ist Luca Swieter. Nach den ernsteren Texten amüsiert sie das Publikum im Schlachtgarten mit einem Text über ihr Kindergarten-Ich, das sich mit einem anderen Kind anlegt.

Im anschließenden Finale kämpfen Swieter, Buß und Moser dann um den Sieg des Jahresfinales. Alle mit eher humoristischen Texten.

Ganz klar absetzen kann sich bei diesem Dreier-Battle Moser, der in charmanten Schweizer-Deutsch eine Aneinanderreihung von hypothetischen Gedanken äußert: „Also dann dachte ich mir, ich fühle mich etwas dumm, aber dann merkte ich, dass sich dumm fühlen, gar nicht so ein schlechtes Gefühl ist und dann war ich fröhlich und dann eskalierte es und dann denken alle, das sei eine Performance“, spricht er, während er über die Bühne läuft.

Ob es der ehrlich/nicht ehrliche Charakter des Textes ist, der das Publikum, gepaart mit dem schweizerdeutschen Dialekt amüsiert oder Mosers Talent, neben nachdenklichen und wortgewandten Texten auch die Humorschiene zu bedienen, bleibt an diesem Abend offen. Fakt ist, dass der sympathische Schweizer zu Recht der Gewinner des neunten Jahresfinales ist.