Premiere im Theater hintenlinks: Das Leben der Astrid Lindgren
Das Theater hintenlinks zeigt eine gelungene Uraufführung mit den Erinnerungen der Kinderbuch- Autorin.
Krefeld. "Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können" sagt ein Sprichwort. Besondere Erinnerungen an ihre Kindheit hat die berühmte Kinderbuchautorin Astrid Lindgren unter dem schönen Titel "Das entschwundene Land" 1975 veröffentlicht.
Die erste der darin erzählten Geschichten behandelt hauptsächlich die Zeit vor ihrer Geburt. Es ist die ungewöhnliche Liebesgeschichte ihrer Eltern, Samuel August von Sevedstorp und Hanna in Hult.
Das Theater hintenlinks hat diesen wunderbaren Prosatext jetzt in einer deutschen Erstaufführung als abendfüllendes Stück auf die Bühne gebracht. Im Mittelpunkt steht die alte Astrid Lindgren (Rosemarie Weber), die sich erinnert.
In einem schlichten Bühnenbild, dass mit wenigen weißen Möbelstücken eine nordische Atmosphäre schafft, lässt Regisseur Peter Gutowski mit behutsamen dramatischen Eingriffen ein umfangreiches Stück Prosa lebendig werden.
In einer Abfolge von Szenen wird der Zuschauer mitten in die faszinierende Geschichte von Lindgrens Eltern hineingezogen. Von der ersten Begegnung 1888, wo sie noch Kinder sind, bis zu der mehrere Jahre andauernden Phase der Annäherung, des Zögerns von Seiten Hannas bis es dann endlich im Juni 1905 zur Hochzeit kommt.
Der Dauermonolog, aus dem das Stück eigentlich besteht, wird durch kleine Zäsuren geschickt aufgelockert. Es gibt die personifizierten "Schatten der Erinnerung", wie die "Innere Stimme" (Anuschka Gutowski), ein kleines Mädchen ( Sofia Moerer), das wie ein junges Alter ego von Lindgren wirkt und die Akkordeonspielerin (Lena Grosman), die das Ganze mit melancholischen Klängen untermalt.
Besonders gut verbinden sich diese Figuren im ersten Teil, wenn Lindgren aus den Briefen ihrer Eltern zitiert. Nach der Pause ist der Fokus stärker auf Lindgren selbst gerichtet. Die über sechzig Jahre dauernde Ehe ihrer Eltern nimmt im Text wenig Raum ein. Lindgren berichtet von ihrer Kindheit, die Dank ihrer Mutter von Geborgenheit und Freiheit gekennzeichnet war. Dass die Kinder auf dem Land auch Arbeiten zu erledigen hatten gehörte damals dazu.
Der Text und auch das Stück endet mit der Beschreibung des Todes der Eltern und ihrer innigen Verbundenheit darüber hinaus. Gerade dieser letzte Abschnitt wird Dank des eindringlichen und zugleich angenehm unsentimentalen Spiels von Rosemarie Weber zum Höhepunkt des Abends. Es ist ihre Persönlichkeit, die das gewaltige Stück Prosa wunderbar zum Leben erweckt, die in der klaren Sprache Lindgrens auch feinste Nuancen auslotet, traurige und fröhliche Stimmungen spürbar macht.
Wie Lindgren in ihren Kinderbüchern lässt Weber für Erwachsene eine verschwundene Welt lebendig werden, in der man sich für zwei Stunden angenehm verlieren kann. Dafür gab es zu Recht viel herzlichen Applaus. Weitere Aufführungen: 23. und 24. Januar, 20.und 21. März, Karten unter Ruf 60 21 88.