Premiere: Reich der Affen und Dämonen

Das diesjährige Weihnachtsmärchen ist ein Ballett: „Prinz Rama“ tanzt, turnt und kämpft ab Sonntag im Stadttheater.

Krefeld. Die jährlichen Weihnachtsmärchen sind am Theater kein unwichtiger Posten. Es sind die Gelegenheiten, zu denen ganze Familien, Schulklassen und Kindergärten die Vorstellungen besuchen. 15 000 Zuschauer haben die Stücke in guten Jahren.

Umso mutiger ist es, nach dem Selbstläufer „Ronja Räubertochter“ diesmal auf ein hierzulande völlig unbekanntes Märchen zu setzen, das überdies als Ballett präsentiert wird. „Prinz Rama“, der am Sonntag erstmals durchs Stadttheater tanzt, versucht den vermeintlichen Makel durch Farbenpracht, mitreißende Rhythmen und fantasievolle Kostüme auszugleichen. Die Besucher sollen staunen, als liege Bollywood für tausendundeine Nacht mitten am Niederrhein.

Chefchoreograph Robert North hat Ramas Geschichte im indischen Nationalepos „Ramayana“ gefunden. Bei einer Reise durch Indonesien hatte er eine Aufführung des traditionellen Stoffs gesehen. „Sie dauerte drei Tage“, erzählt North. „Die Leute schliefen sogar während der Vorstellung und wurden zu den aufregenden Teilen wieder wach.“

In Norths 60-minütiger Choreographie wird Prinzessin Sita durch den Dämonen Ravana entführt. Gemeinsam mit seinem Bruder und dem Affenkönig Hanuman befreit Prinz Rama seine Angebetete aus dem Palast des Schurken. Das lässt Raum für turbulente Kampfszenen und albernes Affentheater: Dinge also, an denen Kinder Spaß haben. Ein Erzähler (Tobias Wessler) sorgt für den richtigen Durchblick: Er hat die Macht, die getanzte Handlung zu stoppen und wieder in Bewegung zu bringen.

Auch die Musik des britischen Komponisten Christopher Ben-stead soll mitreißen: Neben Saxofonen und Panflöte kommen 80 unterschiedliche Schlaginstrumente darin vor, live auf der Bühne gespielt von vier Percussionisten. „Eine echte Herausforderung“, sagt Carsten Didjurgis, einer der Musiker. „Wir müssen gut organisiert sein.“ Zumal das Ensemble ohne Dirigent spielt und mitsamt Instrumentarium auf der Bühne verteilt ist.

Zwischen den Musikern bewegen sich die Tänzer und bekommen die Rhythmen am eigenen Leib zu spüren. „Die lieben das“, sagt Norths Assistentin Sheri Cook. „Sie fühlen die Musik auf dem Boden, auf der Haut und im ganzen Körper.“

Benstead hat die traditionelle Gamelan-Musik der Inseln Java und Bali schon im Studium kennengelernt und mischt sie mit lateinamerikanischen Einflüssen und religiösem Chanting. Auch North hat sich Indonesien einen Monat lang mit den dortigen Tänzen befasst und sie in seine Choreographie eingebaut. „Tanz und Musik sind auf Indonesisch das gleiche Wort“, sagt er. „Diese Idee gefällt mir sehr.“