Purpur: Echter Luxus muss müffeln

Im Textilmuseum kann man aktuell eine Menge über den edlen Farbstoff lernen, der aus einer Schnecke gewonnen wird.

Foto: A. Bischof

Krefeld. Nur echt mit Geruch: Purpurgefärbte Luxusstoffe mussten müffeln, sonst blamierte man sich vor Kennern als neureicher Emporkömmling. Die charakteristische Note des Purpurs war nicht unbedingt angenehm, doch darüber konnte man als Besitzer dieses Statussymbols die Nase noch etwas höher tragen. Dies und anderes kann man aktuell in der Ausstellung „Fastentuch modern“ im Textilmuseum lernen.

Wer die Farbe Purpur in seine Kleidung eingewebt oder damit gefärbt hatte, gehörte in der Antike zu den Mächtigen. Die frühesten Nachweise purpurgefärbter Stoffe findet man in der Mitte des 2. Jahrtausends vor Christi Geburt in Syrien.

Das Morgenland gilt als „Geburtsstätte“ dieser herrschaftlichen Mode, die Standesunterschiede eben nicht nur sichtbar, sondern auch riechbar machte. Wenn auch die Lieferantin der kostbaren Farbe, die Purpurschnecke, in allen Weltmeeren lebt, so ist sie im östlichen Mittelmeer in besonderer Größe und Menge anzutreffen. „Der Purpur ist ein farbloses Sekret in einer Drüse im Körper der Tiere“, erläutert die Leiterin des Textilmuseums Annette Paetz genannt Schieck. „Sie müssen in bestimmter Weise geknackt werden, dann kann man die Drüse herausholen. Der Rest vom Tier ist essbar - das passiert auch in Südfrankreich!“

Durch den Kontakt mit Sauerstoff und Licht bekommt die Flüssigkeit ihre Farbe. Dass Purpur mit einem dunklen Rot assoziiert wird, ist allerdings nicht korrekt, wie eine Vitrine im Obergeschoss beweist. Wollfäden in einer Farbpalette von Hellblau, einem Stich Türkis über Blauviolett bis hin zu Dunkelviolett sind zu sehen — alles Färbeergebnisse aus dem Purpursekret. Natürlich sind auch Beispiele des „richtigen“ Purpurrots zu sehen.

Die Bedeutung der Farbe sollte die Antike überdauern, bis heute spielt sie in den liturgischen Gewändern der katholischen Kirche eine Rolle. Das traditionelle Verfahren, an die edle Farbe zu gelangen, ist seit 1909 nicht mehr nötig. In jenem Jahr wurde die chemische Formel des Sekrets entschlüsselt.

Doch auch in der Antike und nachfolgenden Jahrhunderten suchte man schon nach anderen Möglichkeiten, die repräsentative Farbe zu gewinnen. Man fand sie unter anderem bei der Kermes vermilio — nun wurden Läuse ausgequetscht.

Für diejenigen, die sich solch aufwändige Farben nicht leisten konnten, blieb immer noch die Mischung aus den preiswerten Pflanzenfarben Krapp und Indigo. Aber der fehlende Geruch verriet dabei das Imitat.

Die Ausstellung „Fastentuch Modern“ ist noch bis 26. Januar dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen.