Quergeschnitten: Kosmos der Krefelder Kunst
19 lokale Künstler in 17 Räumen: Morgen öffnet die Ausstellung „quergeschnitten“.
Krefeld. "Heute sind ausnahmsweise mehr Künstler als Journalisten da", stellte Museumsdirektor Martin Hentschel bei der Vorbesichtigung der Ausstellung "Quer geschnitten!" fest. Fast alle der 19 Künstler waren gekommen, um einen ersten Rundgang durch die fertige Ausstellung zu machen. Siebzehn Räume zeigen siebzehn künstlerische Positionen. Mit Malerei, Installation, Fotografie, Video und Zeichnung ist ein breites Spektrum von Kunst abgedeckt.
"Das ist mehr, als man in Krefeld bisher wahrgenommen hat" sagte Hentschel bezogen auf den lokalen Aspekt der Ausstellung. Die Tatsache, dass ausschließlich Krefelder Künstler eine Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum bestreiten, hatte im Vorfeld bekanntlich für einigen Wirbel gesorgt. Die sorgfältige Arbeit der Jury aus Museumsleitung und externen Kunstexperten, die aus über 150 Bewerbern ihre Auswahl trafen, hat sich gelohnt. Die Mischung aus älteren etablierten und jungen noch unbekannten Künstlern gibt einen reichhaltigen Eindruck vom künstlerischen Potenzial in der Stadt wieder.
Einen eindrucksvollen Auftakt bieten die raumbezogenen Skulpturen von Valerie Krause, die leichte und schwere Materialien wunderbar in Einklang bringen. Dunkle Flächen und Linien - das hat man bisher mit den Arbeiten Ludwig Wertenbruchs in Verbindung gebracht. Der Künstler überrascht mit einer Wand voll kleiner farbenfroher Bilder, die er humorvoll "gefühlte Klischees" nennt. Mit Klischeevorstellungen anderer Art spielt Catherine Birner, wenn sie aus rosa Latex und Plüsch überdimensionale Formen bildet oder zum Klettern herausfordernde Ketten von der Decke hängen lässt. Philosophie und Technik begegnen sich in den tiefgründigen Installationen von Klaus Kubik. Überaus präsent und doch mit einer gewissen Leichtigkeit wirft der "Weltempfänger" seine filigranen Angeln aus. Drei Ölfläschchen, die eine Pappe unterschiedlich schnell vollsaugen, werden bei ihm zu einer originellen Zeitmetapher.
Die Zeit scheint still zu stehen in den Fotografien von Philip Lethen, der den morbiden Charme einer Gründerzeitvilla mit unsentimentalem aber zugleich poetischem Blick eingefangen hat. In eine bunte Fantasiewelt mit skurrilen Figuren und Fabeltieren entführen die Bilder von Frank Jacob Esser. Eine Fülle von Geschichten wird angedeutet, aber nicht zu Ende erzählt. Stattdessen wird die sich in pulsierenden Farben entfaltende Malerei selbst zum Thema. Eine raumgreifende Skulptur, die sich aus großen Monotypien zusammensetzt, inszeniert Justyna Tuha. Auf den riesigen Flächen entfaltet sich ein fragmentarisch gestalteter Kosmos aus Bildern, Linien und Zeichen, der viele Fragen aufwirft.
Die Organisatoren haben dafür gesorgt, dass "Quergeschnitten" kein beliebiger Querschnitt geworden ist. "Die Ausstellung wird ein Erfolg sein und kein Lückenbüßer" ist sich Hentschel sicher. Als weiteres positives Ergebnis dieser Ausstellung kündigt er für die Zeit nach der Sanierung jährliche Studioausstellungen mit Krefelder Künstlern an. In der hiesigen Kunstszene bricht eine neue Zeit an.