Rafaële Giovanola und das Monstrum in uns
Die Choreografin Rafaële Giovanola befasst sich bei „Move!“ mit Serienkillern. Im Gespräch erklärt sie, was sie daran interessiert.
Krefeld. Serienkiller und ihre Motive sind das grausame Thema von "Killer Loop". Die Bonner Choreografin Rafaële Giovanola zeigt das Stück ihrer Kompanie "cocoondance" am Samstag bei "Move!". Hier spricht sie über die Arbeit in der freien Szene und ihr Interesse an Serienkillern.
Rafaële Giovanola: Nie. Meine Zeit an Stadttheatern war super. Ich habe mit tollen Leuten gearbeitet in einer Phase, als sich die Stadttheater noch etwas getraut haben. Aber dann waren wir reif für den Sprung. Ein Intendantenwechsel hat meinen Mann und mich dann auch gezwungen, raus zu gehen. Ein Glück war, dass wir durch das freie Theaterhaus "Theater im Ballsaal" sofort einen Raum bekamen. So konnten wir ein Repertoire pflegen, viele Vorstellungen spielen, ein Netzwerk aufbauen. Wir hatten schnell einen guten Status in der freien Szene.
Giovanola: Wir haben durch das "Theater im Ballsaal" eine feste Förderung von der Stadt und vom Land. Hinzu kommen Projektmittel von diversen Förderern. Unsere Tänzer engagieren wir von Stück zu Stück, manche arbeiten fast nur mit uns, weil wir viele Aufführungen haben.
Giovanola: Ich finde, dass auch im Tanz Dramaturgie sehr wichtig ist. Schon als Tänzerin haben mich leere Bewegungen - egal, wie schön sie sind - nie interessiert. Ich wollte immer etwas erzählen. Ohne Dramaturgie geht das nicht. Mein Mann und ich machen von der Themenfindung bis zur Regie alles einfach gemeinsam. Nur die Choreografie mache ich allein.
Giovanola: Ich komme vom Ballett und finde es als Technik immer noch toll. Unsere Tanzsprache ist aber zeitgenössisch. Sie wirkt, als ob alles frei ist, ohne Formeln. Wenn ich für einen Schritt einen Namen verwenden kann, dann gefällt er mir nicht.
Giovanola: Theater ist dann interessant, wenn es sich mit ungewöhnlichen Menschen beschäftigt. Ein Killer fällt aus der Norm. Das Interesse in den Medien an Serienkillern ist groß. Dabei machen Morde von Serienkillern nur zwei Prozent der Morde aus. Man interessiert sich offenbar sehr für Serienkiller.
Giovanola: Das weiß ich nicht. Aber sie entwickeln eine Art Handschrift. Sie wollen, dass man sie wiedererkennt. Sie wollen Aufmerksamkeit. Das ist eine Parallele zu "normalen" Menschen. Uns hat nicht das Monstrum interessiert, sondern was es mit uns zu tun hat.