Kabarett Mit Humor gegen den Weihnachtsstress

Krefeld · Der Comedian und Moderator René Steinberg stimmt das Publikum in der Kulturfabrik auf die Weihnachtszeit ein. Das hat seinen Spaß.

René Steinberg stand mit: „Irren ist festlich — das Weihnachtsprogramm“ auf der Bühne der Kulturfabrik.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Weihnachtsfan René Steinberg hat mit seinem Programm „Irres ist festlich“ einen Wellnessabend in Aussicht gestellt, der dem Stress rund um Einkaufswahn und Familienzwist mit Humor entgegenwirkt. Er hat Wort gehalten. Von der ersten Minute an hat er mit seiner Bühnenpräsenz seine Zuhörer in der ausverkauften Kulturfabrik fest im Griff. Wie kaum ein anderer versteht er es, mit seinem Publikum interaktiv zu kommunizieren, gibt sich spritzig und schlagfertig. Comedians sind oft der Schrecken der Gäste, speziell, wenn sie sich ihre Opfer aussuchen und dann auf deren Kosten lustig machen. Das ist bei Steinberg anders. Er ist nicht auf billige Lacher aus, sondern erzeugt eine Art Wohlfühlatmosphäre, die ankommt.

„Denn Lachen entspannt“, meint der Humorist und handelt danach. So geht er auf Nahkontakt, schlendert an den Besucherreihen vorbei und erfährt, was man sich in Krefeld so zu Weihnachten schenkt. Eine Zuschauerin hat für ihre wohl schon ältere Tochter auf Wunsch ein Bild mit einem Nilpferd gemalt.

Beiläufig versetzt Steinberg kleine Stiche, meint, das wenig deutsche Halloween sei ja hierzulande verpönt, aber die Schnäppchen am Black Friday wolle man schon mitnehmen. Auch warnt er Männer vor der Vereinbarung mit Frau oder Freundin, gegenseitig auf Geschenke zu verzichten. „So etwas meinen Frauen nie ernst, das gibt nur lange Gesichter.“ Dennoch solle man Weihnachten nicht nur unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten sehen. Man frage ja auch nicht, „Kann man eine Frau leasen und was, wenn man einen Ladenhüter erwischt hat? Oder: Lohnt sich Liebe noch?“

Steinberg erzeugt ein
Kopfkino bei den Besuchern

Herzerfrischend ist Steinbergs Abstecher in die Rubrik „Früher und heute, Jugend und Alter — sprich digitale und analoge Generation. „Früher hieß Weihnachtsliederinterpretin Helene Fischer Christian Anders — war auch eine blonde Blondine.“ Und: „Früher feierten wir die Fußball-WM als Sommermärchen, die WM in Katar begehen wir bei Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt.“

Früher habe man noch zur Videothek laufen müssen, um einen Film zu Weihnachten auszuleihen, aber wie erkläre man heute jungen Leuten den Begriff „laufen“, überrascht er das Publikum mit seiner Pointe. Früher hatten wir noch Tapeten — mit Muster — in braun-orange, regt der 45-Jährige die Lachmuskeln an. Mit seinem Kopfkino verbreitet er gute Laune. Und erfährt beiläufig, was bei den Krefeldern am Heiligabend mehrheitlich auf den Tisch kommt — „Würstchen mit Kartoffelsalat“.

Der gelernte Germanist, der in Mülheim an der Ruhr geboren ist, bezeichnet sich als Ruhrgebietsmensch, Menschenfreund und Genießer, Powergriller, Mettbrötchen- und Elvis-Fan. Außerdem sei er ein guter Beobachter und Zuhörer, was man ihm wegen seiner lebendig erzählten Geschichten sofort abnimmt. Bei Antenne Ruhr hat er in mehr als 300 Folgen seiner Comedy-Serie „Heimatarchiv“ Erfahrung gesammelt. Seine überbordende Lebensfreude bringt er tanzend und hüpfend auf die Bühne und interpretiert Rolf Zuckowskis Kinderlied „In der Weihnachtsbäckerei“ mit Inhalten wie laktose- und glutenfrei neu. Dann räumt er mit generationenalten Missverständnissen bei Kindern auf und erklärt anhand von Weihnachtsliedern, warum mit „Ros entsprungen“ kein Wallach und mit „Owi lacht“ weder Gottes Sohn noch ein Jedi-Ritter gemeint sind.

Höhepunkt des Programms ist ein gemeinsames Krippenspiel. Nach kurzem Casting verteilt Steinberg witzige Textzeilen, die die Zuhörer an bestimmter Stelle in seiner vorgetragenen Geschichte laut ergänzen müssen — ein Spaß für seine Fan-Gemeinde. Auch die Zugabe stimmt weihnachtlich, indem das Publikum bereitwillig in „O du fröhliche“ einstimmt. Ziel erreicht — Stress gebannt.