Sammelsurien wider die systematische Ordnung
Der Künstler Heinz Hausmann präsentiert Bildbearbeitungen im Stadtarchiv.
Krefeld. „Ich bin selbst ein leidenschaftlicher Archivar“, sagt der Düsseldorfer Künstler Heinz Hausmann, meint aber eigentlich, dass er ein Sammler ist. Er sammelt zum Beispiel Zeitungs- und Zeitschriftenbilder von Booten, Schiffen, Rennautos, Sportwagen, Jets und Passagierflugzeugen und so weiter, reproduziert sie malerisch und arrangiert seine Fundstücke dann zu eigenwilligen Collagen. Zu sehen sind solche in einer Ausstellung, die in den Besucherräumen des Stadtarchivs präsentiert wird.
Der Archivar sammelt das Erhaltenswerte, vor allem Schriftgut, analysiert es, erfasst es systematisch und legt es in einer Weise ab, die eine Auswertung ermöglicht. Der Sammler Hausmann hat mit seinen Sammelobjekten sichtbar anderes im Sinn, vielleicht sogar das Gegenteil von dem, was ein Archivar beabsichtigt.
Vier große Collagen sind die Hauptwerke der Ausstellung. Hausmann hat sie auf Bodenpapier angeordnet, Papier also, das ursprünglich zum Schutz des Bodens in seinem Atelier ausgelegt war. Die Bildträger mit ihren unregelmäßigen Abrisskanten sind entsprechend ihrer ersten Bestimmung mit Farb- und Fußspuren „verschmutzt“.
Die Boote, Schiffe, Autos, Flugzeuge, Schienenfahrzeuge scheinen zu Gruppen zusammengefasst, aber in jeder Gruppe gibt es nicht passende Elemente. Auf dreien der Collagen gibt es als Dreingabe einen weiblichen Akt, der in keinerlei Bezug zum Rest zu stehen scheint und jeweils wesentlich größer dargestellt ist. Nicht näher gekennzeichnete Textzitate mischen sich auf drei der vier Bilder hinzu.
Da Hausmann seine ursprünglichen Fundstücke malerisch reproduziert, kann man seine Bilder als Bilder von Bildern bezeichnen. Die Ursprungsbilder sollen in ihrem medialen Kontext die realen Gegenstände repräsentieren. Dass das überhaupt geht, wird durch Hausmann fundamental in Frage gestellt. Bei ihm repräsentiert das Bild nur ein Bild, die Anordnung mehrerer Abbilder zu Collagen ergibt jeweils ein Ganzes, das — wenn überhaupt — eine ganz eigene Welt, aber nicht mehr die Welt repräsentiert.
Der Archivar mag also beabsichtigen, dass sich ein Geschichtsbild durch das von ihm Gesammelte überliefert, der Künstler Hausmann will uns mit seinen Sammelsurien vielleicht sagen: Wir schaffen uns doch nur unsere eigenen Welten.
Die Ausstellung präsentiert noch weitere Bildbearbeitungen bis 14. November. Montags von 13 bis 16 Uhr, dienstags, mittwochs von 8.30 bis 16 Uhr, donnerstags von 8.30 bis 17.30 sowie freitags von 8.30 Uhr bis 13 Uhr.