Sinfoniekonzert: Am Ende der Klagen ein großer Feuersturm
Russische Märchen und Orientzauber begeisterten das Publikum im Seidenweberhaus. Zweites Konzert am Freitag.
Krefeld. Mit Märchen, Mythen, Sagen und Legenden verzauberte das 3. Sinfoniekonzert sein Publikum. Janáceks Kosakenhauptmann "Taras Bulba" und Rimsky-Korsakows "Scheherazade" führten auf sehr unterschiedlichen Wegen in die Welt der Volksliteratur: vom russischen Märchen zum Orientzauber.
Den Auftakt zum geheimnisvollen Abend gestalteten die Niederrheinischen Sinfoniker unter Leitung von GMD Graham Jackson erfrischend unmythisch mit der Ouvertüre aus Rossinis letzter Oper "Wilhelm Tell" in einer in sich geschlossen wirkenden Interpretation. Die entführte dann auch mit gesang-idyllischen Melodien in die Schweiz und galoppierte nach einer gefühlvollen Naturschilderung mit der berühmt-feurigen "Reitermusik" zur Freude der Zuhörer höchst elanvoll dem Finale entgegen. Großer Applaus - "doch schon erhob sich das Feuer" und Taras Bulba erschien.
Janácek vertonte in seiner Rhapsodie drei Hauptszenen aus Gogols Novelle, an deren Ende immer wieder der Tod steht: Andrejs Tod, Ostaps Tod, Taras Bulbas Tod. Innig und doch unsentimental und schlackenlos ließ das Orchester in dieser "skelettierten Totenhaus-Klangwelt" die herben und rauen Kanten der Musik erkennen, in der die Trauermotive herzzerreißend dargestellt wurden und das Ganze am Ende schließlich wie ein großer Feuersturm aufrauschte. Eine zutiefst beeindruckende, packend illustrierte Klanglegende, dynamisch, fesselnd und glaubwürdig vom Anfang bis zum Ende.
Die Pause schuf den nötigen Abstand zum Finalstück des Abends: Rimsky-Korsakows Sinfonische Suite "Scheherazade", die an Taras Bulbas Intensität nicht mehr heranreichen konnte. Scheherazades Geschichten klangen sehr schön, und die Solovioline (Chisato Yamamoto) sorgte für schleierzarten Zauber, doch es blieb beim märchenbunten Bilderbogen ungetrübt von Falschheit und blutigen Phantasien. Angenehme Träume, vom Publikum begeistert gefeiert.
Zweiter Konzerttermin: 19. Oktober, 20 Uhr, Seidenweberhaus (Karten an der Abendkasse).