Textilmuseum Linn: Kosmos der Himmelssöhne

Drachenroben: Das Linner Textilmuseum zeigt in der Schau „Land des Lächelns“ Hofgewänder.

Krefeld. Wasser, Erde und Himmel - ein ganzes Weltbild kann sich in der Kleidung spiegeln. Wenn es um Pracht und Prunk geht, dann sind die Zeremonialgewänder am Hof des chinesischen Kaisers über Jahrhunderte hinweg unvergleichbar gewesen. Die tiefe Symbolik der Zeichen, Farben und mythologischen Darstellungen ist auch im Ansatz nirgendwo - nicht mal im sprichwörtlichen Byzanz - erreicht worden.

In der derzeitigen Ausstellung "Land des Lächelns" im Textilmuseum in Linn weht den Besucher eine Ahnung von diesem einstigen Glanz an. Sollte allerdings einer auf die Idee kommen, in diesen präsentierten Stücken ein heiteres Operettenstückchen wiedererkennen zu wollen, wird er sich täuschen. Kaiserliches Hofzeremoniell etwa in der Qing-Zeit (1644-1911) muss von der steifen Statuarik und zurückhaltenden Farbigkeit her wie in einer Kühlkammer abgewickelt worden sein. Die wenigen Illustrationen innerhalb der Schau deuten dies in reichlichem Maß an.

Zu den sicher schönsten Stücken der Linner Schau gehören einige der sogenannten "Drachenroben", Zeremonialgewänder, die die Hofleute, der kaiserlichen Familie, dem Adel oder dem höchsten Beamtenstand angehörend, tragen mussten. Vorher wurden die Gewänder übrigens von einem speziellen Amt inspiziert und genehmigt.

Eine dieser "Drachenroben" aus dem 19. Jahrhundert ist besonders prachtvoll ausgefallen. Dass der Träger dem Kaiserhaus nahestand, ist an den goldenen Drachen erkennbar, die auf dem lichtblauen Grund besonders wirkungsvoll hervortreten. Das Dekor bezieht sich auf die Darstellung des Kosmos mit den Streifen am unteren Rand, der in das wilde Wellengekräusel des Ozeans übergeht, in dem sich allerlei Glücksbringer tummeln. Die Erde wird mit drei Berggipfeln dargestellt. Darüber schweben die Drachen, die "Söhne des Himmels", in den Wolken.

Seltsam wirken sich die engen, wie Pferdehufe wirkenden Ärmel und der mittige Schlitz aus. Sie sind Hinweise auf Einflüsse aus der Zeit der Mongolenherrscher, die ihre nomadische Herkunft nicht verleugneten.

Wer mehr über dieses China wissen will, sollte sich den Führungen anschließen (jeweils mittwochs und sonntags um 15 Uhr). Auch Sonderführungen, etwa am 16. Oktober (20 Uhr mit Sektempfang), werden angeboten.