Mobiles Leben: Wer schoss auf den berühmten Sportversager?
Das Kulturbüro lädt zum dritten Mal drei Schriftsteller zu einer Lesereihe, die per Bus durch die Stadt führt.
Krefeld. Auch diesmal sollen - bequem im Bus sitzend - literaturbegeisterte Krefelder die Stadt wieder an sich vorbeirauschen lassen. Das Kulturbüro lädt zum dritten Mal zu "mobiLES" ein, jener Lesereihe, bei der man literarischen Happen lauschen kann und so nebenbei mit drei mehr oder weniger bekannten Schriftstellern eine Stadtrundfahrt macht.
Am 9. Oktober ist es wieder soweit. Ab 18.30 Uhr stehen vor der Fabrik Heeder wieder drei Busse, laden jeweils einen Autor und dessen Hörer ein, fahren bemerkenswerte, den Text betreffende Orte an und kehren nach 30 Minuten wieder zurück. Dann kann man umsteigen, um einen zweiten (später den dritten) Autor zu hören, oder man bleibt einfach sitzen, um noch mehr von dem einen zu hören.
Dieses Mal wurden John van Düffel, Burkhard Spinnen und Kevin Vennemann eingeladen. Van Düffel, Dramaturg am Thalia in Hamburg, liest aus "Beste Jahre", einem Roman über ein arriviertes Ehepaar, das spät glaubt, mit einem Kind noch etwas mehr vom Glück zu erfassen. Aber das Kinderkriegen ist so einfach nicht mehr zu schaffen in diesem Alter. Das Problem ist da.
Burkhard Spinnen, der Krefelder Literaturpreisträger aus Mönchengladbach, hat "Mehrkampf" geschrieben, einen spannenden Krimi, der allerdings einen interessanten hiesigen Hintergrund hat. Denn der Held, der weltbeste Zehnkämpfer, der bei den Olympischen Spielen versagt, könnte jener Krefelder Sportler (Jürgen Hingsen) sein, dem vor mehr als 20 Jahren solches passierte. Roland, so heißt er im Krimi, wird 20 Jahre später angeschossen. Auf der Suche nach dem Täter mischt ein Kommissar mit, der ähnlich scheiterte. Ein Duell beginnt.
Dritter im Bunde ist Kevin Vennemann, geboren im westfälischen Dorsten. Er lebt in Wien und Berlin. In seinem Roman "Mara Kogoj" schildert er die Geschichte eines besonders heimattreuen Journalisten aus Kärnten, der zu Hassausbrüchen gegen Slowenien neigt. Eine junge Frau recherchiert. Am Ende gibt es eine Antwort auf die Frage, aus welchen Gründen Geschichte verdrängt und vergessen wird.
Anette Puhl vom Kulturbüro hat die jeweiligen Routen ausgespäht. Diese führen (bei von Düffel) an den Kliniken vorbei und über die Dyks, zum Grotenburgstadion und dem Königpalast (bei Spinnen) und (bei Vennemann) wird das NS-Dokumentationszentrum Villa Merländer (Fr.-Ebert-Straße) tangiert.
Karten im Vorverkauf im Kulturbüro (Ruf: 58 36 11). ipa