Sinfoniker: Die unsichtbare Fabelwelt
Beim 1. Chorkonzert stehen Vertonungen von Goethes Balladen auf dem Programm — Musik voller Trost und Hoffnung.
Krefeld. Schon in den Zeiten des Sturm und Drang wurde in Deutschland das Interesse an der Volkspoesie geweckt: In der Romantik ließen sich viele Dichter zu Balladen inspirieren, die die unsichtbare Fabelwelt erlebbar machen. Auch Johann Wolfgang von Goethe zauberte viele beeindruckende Gedichte, die nur darauf warteten, Musik zu werden.
Der Niederrheinische Konzertchor und die Sinfoniker widmen sich im ersten Chorkonzert der Saison unter der Leitung von Michael Preiser solcher romantischen Chorliteratur aus der Feder von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms.
„Die erste Walpurgisnacht“ op.68 komponierte Mendelssohn nach einem Text von Goethe auf einer Italienreise. Die Ballade handelt von einem keltischen Volksstamm, der nachts hinter dem Rücken der christlichen Unterdrücker das Frühlingsfest feiern möchte. Um die christlichen Wächter zu täuschen, aber auch zu erschrecken, vermummen sich die feiernden Kelten und erzeugen schrecklichen Lärm. Die Wächter sind überzeugt, dass die Walpurgisnacht hereingebrochen ist und fliehen. Abwechslungsreich wechselt Mendelssohn in seiner Vertonung zwischen einfach-naiven Stimmungsbildern, dämonisch-bizarren Ausbrüchen und hymnenartigem Jubel.
Auch Johannes Brahms fand Gefallen an Goethes Texten und vertonte als sein letztes orchesterbegleitetes Chorwerk den „Gesang der Parzen“. Die Worte über die grausame Allmacht der Götter und die Willkür, mit der sie die Menschen vernichten, entstammen dem Schlussmonolog des vierten Aufzugs von „Iphigenie auf Tauris“.
Die Partitur verschenkte er „den Freunden in Crefeld herzlich dankbar; Johannes Brahms“. Heute befindet sich das Dokument im Stadtarchiv. Trost, Friede und Hoffnung waren dem Komponisten des „Deutschen Requiems“ sehr wichtige Gefühle: Im „Schicksalslied“ op. 54 und der „Nänie“ op. 82, die ebenfalls zur Aufführung kommen werden, findet er Töne, die etwas Erhabenes und Tröstliches, Hoffnung-spendendes haben: „Auch ein Klagelied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich“, heißt es in „Nänie“.