Südbahnhof: Über Bewegung drücken Kinder Gefühle aus

Behinderte und Nicht-Behinderte erarbeiten gemeinsam eine Tanz-Aufführung.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Diese Stoffe sprechen die Sinne an: Verheißungsvoll knistert der Tüll, flauschig schmiegt sich der Webpelz an. Das gefällt nicht nur der blinden Jolina. Penny hat sich aus der silber-goldenen Überlebensfolie einen Umhang gebastelt. „Ich bin eine Königin“, sagt sie entzückt und dreht sich stolz im Kreis.

Die Sommerferienwoche der Jugendkunstschule im Werkhaus kommt bei allen Beteiligten gut an. Im Südbahnhof stehen Tanz, Musik und Kreativität für Kinder ab zehn Jahren auf dem Programm. Das Ferienangebot in Kooperation mit der Lebenshilfe Krefeld war schnell ausgebucht. 20 Jungen und Mädchen nehmen teil. 15 von ihnen sind behindert, geistig oder körperlich beeinträchtigt, autistisch oder haben das Down-Syndrom.

Nach dem Mittagessen freuen sich alle auf das kreative Gestalten. Mit den Krefelder Künstlerinnen Eva Roux und Nicky Schwarzbach basteln sie gelbe Girlie-Kostüme mit rosa Schleifchen oder königliche Umhänge samt Krone und Zepter. „Wir gestalten alles ohne Nadel und Faden“, erklärt Roux. „Die Kinder kleben, flechten oder binden die Gewänder mit Kordel.“

Am Freitag war dann nicht nur für die Kostüme Premiere. Bei der Aufführung ihres Gesamtkunstwerks haben die Kinder nach eigener Choreographie getanzt und musiziert. Unterstützung erhielten sie jeden Vormittag von der Tänzerin Jannette Wegener und dem Musiker Shan Devakuruparan.

„Tanz bildet den Schwerpunkt. Aber es gibt keine starren Inhalte. Die Choreographien entwickeln sich spielerisch“, sagt Georg Dammer, Geschäftsführer des Vereins Werkhaus, der an der Blücherstraße sitzt. „Freiräume und Spontaneität gehören dazu. Kunst und Bildung treffen Pädagogik und Pflege.“

Jeweils sieben qualifizierte Mitarbeiter vom Werkhaus und Fachkräfte der Lebenshilfe begleiten das Projekt. Fachdienstleiterin Britta Kronenberg hält Tanz als Methode zur Inklusion für besonders geeignet: „Über die Bewegung können sie ihre Gefühle ausdrücken.“ Die Art der Behinderung spielt keine Rolle. Dammer: „Wichtig ist der Respekt vor der Persönlichkeit. Jeder Mensch ist einzigartig.“