Tanzfestival: Die Suche nach einer Utopie

Die Compagnie movingtheatre.de gastierte in der Fabrik Heeder.

Krefeld. Die Choreographen Massimo Gerardi und Emanuele Soavi beschäftigen sich gern mit großen Fragen.

Beim Festival "Move!" waren sie mit ihrem Ensemble "movingtheatre.de" in der Fabrik Heeder nun mit einem Stück zu Gast, dessen Titel schon bedeutungsvoll daherkommt: "Outopia - Nowhere/Somewhere".

Da sieht Odysseus (dargestellt vom Schauspieler Achim Conrad) zwischendurch ziemlich alt aus. Die vier jungen Tänzerinnen und drei Tänzer, die ihn umschwirren, entlarven seinen Drang zurück zur Frau und nach Hause als hinterfragbare Behauptung.


Andererseits: Wenn die Japanerin Nao Tokuhashi erklärt, es sei ihr egal, wo sie sei, dann aber feststellt, Hauptsache, es gebe eine Kirschblüte, so offenbart sie eine Prägung, die ihrem Bewusstsein offenbar entgeht.

In solchen Momenten hätte es spannend werden können in diesem Stück, das Tanz und Schauspiel mischt. Doch die textlastigeren Parts der Performance loteten die Frage nach dem Unort, der Utopie, dann doch nicht tiefgründiger aus.

Das Ensemble, das seine multinationale Herkunft auch in babylonischem Miteinander verschiedener Sprachen offenbart, bugsierte sich durch die Früchte seiner Materialsammlung mit einer Naivität, zu der der banale Spruch einer Tänzerin das Motto abzuliefern schien: "Home is, where your heart is."

Das war teils amüsant, etwa wenn Soavi mit dem Rest des Ensembles die Figurenkonstellation auf Botticellis Bild "Primavera" nachstellt, und teils zu oberflächlich. Vielleicht hätte einfach nur mehr getanzt werden müssen.

Der Pas de deux etwa, bei dem Soavi seine Partnerin Tokuhashi mit dem Ausstreuen von Blütenblättern zu einem Miteinander verführt, hatte sinnliche Qualität.

Und wenn das Ensemble zum Schluss ohne Worte um Richtung ringt, die Suche nach einem gemeinsamen Weg mit tänzerischer Kraft ins Bild rückt, ist das Geplauder vom Beginn vergessen.

Die eigens zur Produktion von Hilke Fährmann und Jürgen Schneider für das von ihnen konstruierte Saiten- und Perkussionsinstrument Scapha komponierte Musik, die archaische und moderne Momente miteinander verschmolz, schuf einen imposanten Klangraum.