Tanztheater: Zwischen Tier und Superstar
Die Compagnie CocoonDance mit „Editions of You“ gastierte in der Fabrik Heeder.
Krefeld. Vier stehen an der Wand, buchstäblich. Warten. Vier junge Kerle. Zuvor hatte einer von ihnen eine Kerze entzündet und ist mit ihr zu den anderen gegangen. Dieser romantische Irrweg ist bald ausgepustet. Und dann wird auch nicht lange gewartet. Schnell beginnt ein erst noch harmloses Kräftemessen der vier Akteure. Das steigert sich zu einem ständigen Hin und Her, das zwischen Selbstbehauptung und Unterwerfung, Kampf und Erniedrigung pendelt. Die Compagnie CocoonDance brachte im Rahmen der landesweiten Tanzplattform "Tanz NRW 2007" in der Fabrik Heeder ihr Stück "Editions of You" zur Aufführung.
Es ist eine Frau, die diese vier Mannsbilder - Volkhard Samuel Guist, Martin Inthamoussú, Erich Rudolf und Beniamin Boar - in Szene gesetzt hat, das darf man nicht vergessen, gerade wenn einem die vier besonders borniert männlich erscheinen. Rafaële Giovanola, die als Tänzerin unter William Forsythe in Frankfurt arbeitete, hat das Schaulaufen und Kräftemessen choreographiert, man sieht auf den weiblichen Blick auf vier Männerleben, die sich im Zeitraffer entfalten.
Männliche Identität entwickelt sich hier in der Dynamik der Gruppe, ist Produkt forcierter Körperdialoge. Es wird wenig getanzt dabei, und das kann man schade finden, denn in kurzen Pirouetten, Hebefiguren, kleinen Sprüngen blitzt auf, was für begabte Tänzer da agieren.
Treten sie solistisch auf, das reicht vom Luftgitarre spielen bis zum animalischen Kriechen auf allen Vieren, bleiben sie meist autistisch für sich, schnell greift dann die Gruppe wieder ein. Ein Duopartner kann dann den zweiten wie eine Puppe führen, ihn zu Handlungen zwingen. Der Höhepunkt der Erniedrigungen ist erreicht, wenn drei der Tänzer den vierten, der sich tot stellt, mit Strang um den Hals quasi ausstellen und mit der "Leiche" makabre Spielchen spielen.
Am Ende stehen die vier wieder an der Wand, jeder anders gekleidet als zu Beginn, ein äußeres Zeichen der Veränderung, und holen sich - einer als Triumphator, die anderen eher verschämt - ihren Applaus ab. Männerleben in Zeitraffer - wie gesagt -, das entpuppte sich hier als nicht gerade menschenfreundliches Spiel.
Im Anschluss dann noch eine ganz kleine Performance auf dem Hof zwischen den Gebäuden Heeder I und II des in Krefeld lebenden Tänzers Andreas Simon. Zu Musik von Bach lotete er unaufgeregt den Raum zwischen den Häusern aus, es wirkte nach der Aufregung im Saale beruhigend.
Weitere Informationen und das vollständige Programm stehen im Internet.