Tattoos an der Wand
Vier Künstler stellen ihre Werke unter dem Titel „Beware of Greeks“ am Westwall 124 vor.
Die Warnung vor Griechen „Beware of Greeks“, die der Titel der aktuellen Ausstellung des Krefelder Kunstvereins am Westwall 124 ist, muss man nicht wörtlich nehmen. Uwe Esser, Kurator der Ausstellung, erklärt: „Es geht in dieser Ausstellung nicht um die alten Griechen, sondern um Künstler, die ihre Konzepte in den Raum schicken.“ Doch keiner, der von ihm ausgesuchten Künstler hat sich konkret vom legendären Trojanischen Pferd, das der Anlass für diese historische Warnung ist, inspirieren lassen.
Man bleibt unzweifelhaft in der Jetzt-Zeit, so auch Esser mit seinen beiden großen Glasfaserkunststoffplatten. Als realistisch abgebildete Motive sind Tattoos zu sehen, keine Vorlagen der alten Griechen, sondern solche, die er selbst fotografiert und digital aufbereitet hat. In Anlehnung an eine vielschichtige Tafelmalerei hat er die Motiv-Ebene der Tattoos auf der Rückseite mit Farbschichten hinterlegt. Er ermutigt den Betrachter, auch „hinter die Kulisse zu gucken“, denn dort wird deutlich, dass sich die Schicht der Lichtflecken auf seiner Installation durch eine Anordnung von Kronleuchtern ergibt. Da blitzt buchstäblich auch der Bildhauer durch.
Die Räumlichkeit in seiner Arbeit ergibt sich durch die beiden großen Kunststoffplatten — im Original einer Arbeit aus neun solcher Module, die dank Metallrahmen frei im Raum stehen können.
Deutlicher werden bei den beiden Arbeiten von Michael Growe Veränderungen, die sich ergeben, wenn Malerei in den Raum „hinein geht“. An der Wand hängt ein Gemälde auf Holzuntergrund. Die Strukturen des Holzes und die verschiedenen Farbaufträge in ihren feinen Schichten sind unverkennbar.
Nach gleicher Vorgehensweise und Technik hat er ein hölzernes Objekt geschaffen, das er als „Mühle der Abstraktion“ bezeichnet. Doch so abstrakt ist diese Skulptur gar nicht. Öffnet man die Türen, kann die Assoziation an das Rad einer Wassermühle aufkommen. Aber dann wird auch sichtbar, dass man die Skulptur durchaus auch als Designer-Möbelstück verstehen und nutzen könnte.
Als dritter ausstellender Künstler im Erdgeschoss des Buschhüterhauses zeigt Marcus Neufanger, dass für ihn Typografie und die Verbindung von Schrift und Bild ein Leitmotiv seines Schaffens ist. In großen dicken Lettern prangt „Cock Fight Dance“ in Schwarz auf weißem Untergrund.
Aus einer gleichen Leinwand hat er einen groben Regenmantel gestaltet, der samt abgetrennter Kapuze auf einem Kleiderständer ausgestellt wird. Auch hier bestimmen große Buchstaben — zusammen ergeben sie den Namen des Dichters Ernst Jandl — das Design.
Thomas Pöhler schätzt als Werkstoff Asphalt. Auf einer Reihe von schwarzen Platten hat er im Siebdruck feinkörnige Asche aufgebracht, die den Eindruck von Eiskrusten und ihren Strukturen auf Pfützen erwecken. Für die Umsetzung ins Räumliche hat er das Metallgerüst eines Gewächshauses aufgestellt, in das Asphalt-zapfen ragen, die er in Asche getaucht hat. Es wurde noch ein kleines Kabinett eingerichtet, in dem die vier Künstler noch kleinformatige Arbeiten präsentieren.
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