TaZ-Eröffnung: Das Theater lässt die Maske fallen
Tausende Krefelder wollen das Theater auf Zeit sehen. Der erste Härtetest geht ohne Probleme über die Bühne.
Krefeld. Es ist, als hätte Krefeld auf diesen Moment gewartet. Als hätten die Bürger das Zwischenquartier ihres Theaters monatelang im Vorbeifahren beäugt, mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugier. Nun strömen sie zu Tausenden ins Theater auf Zeit (TaZ), staunen und wundern sich, dass der Behelfsbau wie ein echtes Theater aussieht.
Mancher hat wohl eine zugige Halle mit Klappstühlen und Dixi-Klos erwartet und sein Abo vorsorglich gekündigt. "Ich habe auf die Leute geschimpft, die das getan haben", sagt Henriette Ingenlath, die sich gerade die Säle ansieht. "Man muss das Theater doch auch in schlechten Zeiten unterstützen." Wobei die Zeiten so schlecht nicht sind. Generalintendant Jens Pesel und sein Stellvertreter Christian Tombeil strahlen um die Wette. "Wir müssen den Verkehr umleiten, weil keine Autos mehr auf den Parkplatz passen."
560 Gäste sehen 200 Künstler bei der Operngala
Auch am Vorabend war das Haus voll. Die Operngala mit 560 Gästen und mehr als 200 mitwirkenden Künstlern galt als Härtetest für das TaZ, und er ist eindeutig bestanden. "Hier stößt die Physik an ihre Grenzen", soll der Akustiker gesagt haben, der die Halle im Vorhinein getestet hatte. Dass es bei vollem Saal so gut klingen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Nach dem Kinderkonzert am Sonntagmorgen gibt es allerdings auch kritische Stimmen. "Die Akustik leidet", findet Annette Zigahn. "Das hört sich anders an als im richtigen Theater." Dennoch sei das TaZ " eine gute Übergangslösung", lobt Zigahn. Spannend wird jedoch die Frage, wie gut Sprechtheater in den hinteren Reihen zu verstehen ist. "Das wird eine ganz andere Herausforderung", glaubt die Dramaturgin Vera Ring. Dennoch: "Die Akustik ist ein viel kleineres Problem, als wir gedacht haben. Wir sind optimistisch."
Das gilt auch für die anderen Unwägbarkeiten, die ein improvisiertes Theater so mit sich bringt. Die Raumtemperatur zum Beispiel, die während der Operngala alle zehn Minuten gemessen wurde. Sie stieg kontinuierlich. Aber eine "Rundumlüftung" in der Pause habe geholfen, erzählt Jens Pesel. Ähnlich handfest lösten die Theaterleute das Problem des arg vom Wind gebeutelten Werbeballons: Sie holten ihn aus 30 Metern Höhe zurück in Bodennähe. Doch auch ohne hochfliegende Reklame überzeugt das TaZ. Wer die Säle gesehen und die Stühle Probe gesessen hat, kommt gerne wieder. Das zeigt auch der Kartenverkauf. "Es scheint", sagt Christian Tombeil, "dass es in Krefeld genug Neugierige gibt."