Textilmuseum: Drache über den Weltenbergen
Von Sonntag an bis zum Jahresende ist die Ausstellung „Land des Lächelns“ zu sehen.
Krefeld. Wallende Drachenroben und viele andere Gewänder und Stücke aus der eigenen Sammlung chinesischer Textilien zeigt das Deutsche Textilmuseum in Linn in der Ausstellung "Land des Lächelns", die am Sonntag um 11 Uhr in Anwesenheit des chinesischen Generalkonsuls Haiyan Li eröffnet wird und bis zum 30.Dezember zu sehen ist. Älteste Stücke sind 2000 Jahre alte Damaste aus der Han-Zeit, eines der jüngsten ist eine Decke aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, die der schwedische Asien-Forscher Sven Hedin mitgebracht hat.
Besonders interessant neben den reich gemusterten Roben sind die zahlreichen Rangquadrate, die auf den Roben aufgenäht den Stand der Träger bei Hof erkennen lassen: Verschiedene Vögel oder Drachen oder anders Getier mit vielfältigen anderen Mustern umgeben. Ein Löwenquadrat aus dem frühen 17. Jahrhundert ist neu in der Sammlung des Textilmuseums.
Es konnte von dem Geld beschafft werden, das ein ehrenamtliches Helfer-Team mit Heide Buchner, Brigitte Eichel und Christiane Pohl vom Entgelt bei Führungen zurücklegen konnte. "Die Musterungen der chinesischen Seiden haben sich in Jahrhunderten kaum geändert", erläutert die Direktorin des Museums, Professor Brigitte Tietzel. "Darin kann man auch die festgefahrenen Konventionen im chinesischen Kaiserreich erkennen."
In der chinesischen Mode gab es auch keinen Platz für Individualität. Die gewebten und gewirkten Gewänder in prächtigen Farben, die bestens erhalten sind, zeigen jeweils unten den Ozean mit seinen Wellen, darüber die Weltenberge, oben die Sphäre des Himmels und in der Mitte den Drachen als Sohn des Himmels und Vermittler. Kraniche, Fledermäuse und viele andere Symbole sind Zeichen für Kraft und Reichtum. Besonders voluminös und gemustert sind Theatergewänder, an Zahl geringer vertreten sind Frauenroben.
Die chinesischen Textilien wurden nicht gezielt gesammelt wie die kürzlich ausgestellten afrikanischen Stoffe, sondern kamen im Lauf der knapp 130 Jahre Geschichte des heutigen Textilmuseums eher zufällig zusammen, durch Ankäufe oder Spenden. Außergewöhnlich sind zwei Stücke chinesischer Webart, die im 16. Jahrhundert in Macao gewebt wurden: Sie zeigen europäische Muster und waren vermutlich Auftragsarbeiten. Der Reichtum der chinesischen Seiden endete plötzlich 1911 mit dem letztenKaiser und der Auflösung des Hofes.
Zur Ausstellung gibt es eine kleine bebilderte Broschüre für 2,50 Euro und ein Begleitprogramm, darunter auch eine Abendführung mit Sektempfang.