Textilmuseum: Wie ein fauler Sommertag
Die Mode-Ausstellung „Sommerfrische“ verspricht ihren Besuchern gute Laune.
Krefeld. Nie kommen Textilien den Menschen so nah wie in ihrer Form als Kleidung. Was wir tragen, berührt unsere Haut, gibt uns ein wohliges, kratziges oder luftiges Gefühl - umgekehrt teilt es auch mit, wie wir uns gerade fühlen. "Kleider machen nicht nur Leute", sagt Brigitte Tietzel, Direktorin des Textilmuseums. "Sie erzählen auch viel über die Leute."
Zu erleben ist das in der Ausstellung "Sommerfrische", die gestern in Linn eröffnet wurde. Sie zeigt Sommerkleider aus eigener Sammlung, die ältesten vom Ende des 19. Jahrhunderts, einige andere erst wenige Jahre alt. "Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht", stellt Brigitte Tietzel klar. Dazu ist erstens die Ausstellungsfläche zu klein, zweitens die museale Kleidersammlung zu unvollständig. Erst 1981 hat das Museum angefangen, neben Stoffen auch Mode zu sammeln - die meisten Stücke stammen aus Spenden. "Die Sammlung ist eher zufällig zusammengestellt", sagt Tietzel ganz offen.
Der unmittelbaren Wirkung der farbenfrohen, eleganten, gelegentlich auch witzigen Exponate tut das keinen Abbruch, wohl aber dem Wissen, das die Ausstellung vermittelt. Die Eindrücke bleiben fragmentarisch, flüchtig wie ein fauler Sommertag. "Ein Hauch von Heiterkeit" soll die Ausstellung laut Broschüre vermitteln, "Sorglosigkeit", "gute Laune" und "Müßiggang". Das gelingt, nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.
Ein Bild von den modischen Zwängen und Konventionen vergangener Zeiten vermitteln die Kleider im Untergeschoss. Die Mäntelchen, in die Knaben Ende des 19. Jahrhunderts gesteckt wurden, wirken heute ebenso scheußlich wie die Herrenbademode, die unter anderem zeigt, dass Mann um 1920 am Strand durchaus Rock tragen konnte.
Die pure Nostalgie macht sich hingegen im Obergeschoss breit, wo angesichts der Röcke und Kleider aus den fünfziger Jahren manch einer Schätzchen aus der eigenen Jugendzeit wiedererkennen wird. Leider ist dieses Erlebnis vor allem der älteren Generation vergönnt - denn aus den modisch ebenfalls wagnisreichen achtziger und neunziger Jahren findet sich nur wenig.
Auch die Herren der Schöpfung werden mit einigen wenigen Anzügen und knalligen Hemden abgespeist. Das liegt laut Brigitte Tietzel nur zum Teil daran, dass Männer ihre Sachen bis zum bitteren Ende auftragen, statt sie ins Museum zu geben. "Die Herren sind eben nicht so auffällig in ihrer Kleidung", konstatiert die Direktorin - es sei denn sie tragen einen Rock als Badehose.
Deutsches Textilmuseum, Andreasmarkt 8 in Linn. Di. bis So., 10 bis 18 Uhr. Bis 30. August.