Theater: Endspielfieber im des Reich des Absurden

Vier Jungregisseure versuchen sich beim Projekt „Beckett hoch vier“ an düsteren Szenarien im Stil von Samuel Beckett.

Krefeld. Ausgerechnet Beckett? Ausgerechnet Beckett! Die Jugendarbeit des Kresch-Theaters war immer schon von hohem Anspruch gekennzeichnet, und so verwundert es nicht, dass der künstlerische Leiter Franz Mestre die jungen Regisseure des hauseigenen Kreativlabors sich an diesem großen Meister abarbeiten lässt.

Unter dem Titel "Beckett hoch vier" sollten sich vier Jungregisseure mit Darstellern des Kresch-Stadtjugendtheaters an Endspielszenarien à la Samuel Beckett versuchen. Premiere feierten die vier Eigenproduktionen jetzt in einer ehemaligen Lagerhalle der Weinbrennerei Dujardin in Uerdingen.

Der große Regen am Freitagabend verhinderte das rechtzeitige Eintreffen vieler Besucher. So blieben viele Plätze frei, als "Spammler" in der Regie von Erik Keil und Jonas Dammer über die Bühne ging. Michael Neupert hat sich schon öfter im Kresch hervorgetan, sein "Endlos Atmen" war zumindest unter den drei restlichen Stücken die gelungenste Produktion.

Respektlos geht er mit dem Großmeister der absurden Hoffnungslosigkeit um, schickt seine zehn Spielerinnen und Spieler in eine Endzeit-Show, die zwischen Groteske und Poesie einen abwechslungsreichen Rhythmus findet.

Neupert gelingt abgründige Komik mit Leichtigkeit, weil er die Regiefäden straff gezogen hat. Seine Laiendarsteller halten in den Dialogen den Anschluss, sprechen so bewusst, wie es für die Verständlichkeit nötig ist, beweisen auch körperlich ein in diesem Kontext außergewöhnliches Gespür für Timing.

Größter Pluspunkt der Inszenierung: Sie hat auch den Mut zur Ironie. Liegen die Darsteller am Anfang und am Ende auch schlaff in der Ecke und stammeln "Ende, Ende" vor sich hin, so entblößen sie doch zwischendurch immer wieder die Lächerlichkeit des Tragischen.

"Samuel und die Liebe" (Regie: Laura Finck) und "Staub von Momenten" (Regie Leonie Graf) folgten noch - und scheiterten. Nun ist Scheitern bei Beckett ja sowieso Programm, und Fincks und Grafs Scheitern war auch ehrenvoll.

Sie haben es - mangels Erfahrung - einfach noch nicht geschafft, dem Absurden Becketts den dennoch nötigen theatralischen Boden einzuziehen. Fincks Text bleibt kryptisch belanglos, und die Darstellung sucht keine plausiblen Situationen, sondern hangelt sich von Pause zu Pause.

Grafs Arbeit gelingt immerhin das Gefangensein ihrer zwei Figuren plausibel zu machen, entrinnt aber kaum einmal der Schwere der ach so großen und unaussprechlichen Bedeutungsfülle. "Weitermachen, besser scheitern", möchte man Finck und Graf trotzdem gerne mit Beckett zurufen.