Theater verjüngt sein Publikum - Studenten kommen gratis rein
Studenten kommen bis Juli kostenlos in alle Vorstellungen. Aus ihnen sollen die Zuschauer von morgen werden.
Krefeld. Wer im Theater „Die Fledermaus“ sieht oder auch den Schwank „Pension Schöller“, für den kommt die Nachricht nicht überraschend: Mehr als die Hälfte der Zuschauer sind älter als 60 Jahre. Zählt man die über 50-Jährigen mit, landet man bei 74,5 Prozent. Anders gesagt: Nur ein Viertel der Theaterbesucher ist jünger als 51 Jahre. Das ergab eine Besucherbefragung im vergangenen Jahr.
Mit einer ungewöhnlichen Aktion möchte das Theater den Altersschnitt senken und neues Publikum gewinnen. Ab 1. Februar haben Studenten der Hochschule Niederrhein freien Eintritt in alle Vorstellungen und Sinfoniekonzerte — es sei denn, der Abend ist ausverkauft. Die „Theaterflatrate“ läuft zunächst bis zur Sommerpause.
Praktisch funktioniert das Ganze so: Frühestens sechs Tage vorher kann der kulturhungrige Student an der Theaterkasse anrufen. Gibt es freie Plätze, kann er sich ein „Asta-Ticket“ reservieren und es am Abend der Vorstellung mit Studentenausweis kostenlos abholen. „Wir gehen aber davon aus, dass viele sich spontan erst am Abend für einen Besuch entscheiden“, sagt Marketing-Referent Elmar Spinnen. Auch das sei möglich.
Spinnen hat die Aktion gemeinsam mit dem Asta der Hochschule entwickelt. Dieser zahlt aus den Semesterbeiträgen einen nicht bezifferten Pauschalbetrag ans Theater. So wird die Flatrate zumindest teilweise gegenfinanziert. Zugleich wird an der Hochschule unter dem Motto „Kom(m)a gucken!“ massiv für die Aktion geworben. „Jeder soll Wind davon bekommen“, verspricht Stephan Tötsches vom Asta.
Wie viele der Aufforderung dann wirklich folgen, darauf ist Hochschulpräsident Hans-Hennig von Grünberg „selbst gespannt“, wie er sagt. Zwar liegt die potenzielle Zielgruppe in Krefeld und Mönchengladbach bei 13 602 Studenten, doch gerade Krefeld gilt als schwierig: Es gibt viele Pendler und viele technische Studiengänge.
Intendant Michael Grosse hofft dennoch auf „Mundpropaganda und Mitnahmeeffekte“. Zwischen Familien mit Kindern, Schülern und den klassischen Abonnenten ab 50 liegt die Zielgruppe, auf die er es abgesehen hat.